Weshalb wir Feuchtgebiete nachhaltig nutzen und schützen müssen
Der heutige 2. Februar wird weltweit als „Tag der Feuchtgebiete“ begangen. Angesichts der aktuellen Krisen und Konflikte überall in der Welt mag es abwegig erscheinen, dass ich diesem „Tag der Feuchtgebiete“ ein paar Zeilen widmen möchte. Aber Feuchtgebiete sind richtig wichtig, wie ich gleich noch darlegen werde, und als leidenschaftlicher Naturschützer möchte ich die Gelegenheit, dass ich heute das Editorial zur Grünen Woche schreiben darf, nutzen, um auf die Bedeutung der Feuchtgebiete hinzuweisen.
Am 2. Februar 1971 wurde in Ramsar im Iran das Übereinkommen über "Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung" mit dem Ziel verabschiedet, Feuchtgebiete nachhaltig zu nutzen und zu schützen. Seit 1997 wird an jedem 2. Februar der Internationale Tag der Feuchtgebiete begangen, um die Aufmerksamkeit für die Bedeutung der Feuchtgebiete und die Bekanntheit der Ramsar-Konvention zu steigern.
Kein Lebensraum speichert mehr Kohlenstoff als intakte, nasse Moore. Obwohl weltweit nur 3 Prozent der Landfläche mit Mooren bedeckt sind, speichern diese letzten Moore etwa doppelt soviel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen. Außerdem sind Moore und andere Feuchtgebiete für den Artenschutz extrem wichtig. Viele seltene, von Aussterben bedrohte Arten leben in Feuchtgebieten, und im Zusammenhang mit Hochwasserschutz und Regulierung von Überhitzung bekommen Feuchtgebiete eine immer höhere Bedeutung für die Lebensqualität und Sicherheit von uns Menschen, auch in Frankfurt. Richtige Moore mit Torfmoosen haben wir in Frankfurt praktisch nicht mehr, aber wir haben mehr Feuchtgebiete, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Alle stehen als Naturschutzgebiete unter besonderem Schutz:
- Das Enkheimer Ried (28,6 ha) mit dem Riedgraben, dem Riedteich und angrenzendem Auengebiet
- Das Harheimer Ried (knapp 5 ha)
- Das Mühlbachtal (3,28 ha), hier gibt es den Riesenschachtelhalm
- Die Riedwiesen (ca.20 ha) mit Kammmolch und Erdkröte
- Das Seckbacher Ried (8.16 ha) mit einem Weichholzauenwald
Aber auch neue Feuchtgebiete werden in Frankfurt geschaffen: im Fechenheimer Mainbogen wurden seit 2014 drei Altwasserteiche mit einer Gesamtgröße von 5000m² angelegt. Darüber hinaus wurden vier temporäre Gewässer und sieben Uferabflachungen am Main hergestellt. Größtes Projekt ist ein neuer Altarm, der auf rund 2 Km Länge durch den Fechenheimer Mainbogen gezogen werden soll, was allerdings noch einige Jahre dauern wird. Sehr bekannt sind sicher die Renaturierungsmaßnahmen am alten Flugplatz Bonames, wo auf dem Gelände eines ehemaligen Militärflugplatzes Feuchtgebiete angelegt wurden und in ehemaligen Flugplatzgebäuden beispielhaftes Umweltlernen mit Kindern praktiziert wird. Aber auch im Frankfurter Westen, bei Sossenheim, wurde eine sogenannte „Flutmulde“ neu geschaffen, in die sich die Nidda bei Hochwasser ausbreiten kann. Hier, wie auch an etlichen anderen Orten in Frankfurt, hat sich sogar der Biber wieder angesiedelt.
Ich möchte aus dem Arten- und Biotopschutzkonzept, das unsere Umweltdezernentin Rosemarie Heilig vor zwei Jahren vorgelegt hat, dazu folgendes zitieren:
„Für den Arten- und Biotopschutz ist der Biber als wirkungsvolle Fachkraft für Wiedervernässung gern gesehen. Mit der von ihm geschaffenen Erhöhung des Wasserstands im Naturschutzgebiet wird auch die Feuchtvegetation wieder zunehmen.“
Die Natur hilft sich, wenn man sie nur lässt. Der Biber als „Fachkraft für Wiedervernässung“ macht mir Mut, und Mut brauchen wir in diesen schwierigen Zeiten. In diesem Sinne wünsche ich euch ein schönes Wochenende, vielleicht draußen in der Natur, und lasst uns gemeinsam dafür eintreten, dass Natur in Frankfurt weiter wachsen und gedeihen kann!
Euer Thomas Schlimme