"Beharrlichkeit zahlt sich aus": 85 Jahre Uli Baier und sein politisches Erbe
Im Kaisersaal des Frankfurter Römer wurde vergangene Woche der 85. Geburtstag eines noch aktiven Stadtverordneten gefeiert. Das kommt nicht oft vor! Seit beeindruckenden 36 Jahren gestaltet Uli Baier die Geschicke unserer Stadt mit. Seine akribischen Notizen, die er bei jeder Sitzung anfertigt, sind im Römer legendär. Oberbürgermeister Mike Josef nennt sie "ein historisches Zeitzeugnis, das seinen Platz im Stadtarchiv verdient" – auch wenn die berüchtigte Handschrift für Archivar*innen eine gewisse Herausforderung darstellen dürfte.
Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner, die durch Uli selbst den Weg in die aktive Politik fand, würdigte ihn in ihrer Rede als "Archiv auf zwei Beinen" und hob seine "Beharrlichkeit, Genauigkeit und Gründlichkeit" hervor. Auch Stadtplanungsdezernent Marcus Gwechenberger betonte seinen "Willen zu gestalten" und die stets konstruktive, parteiübergreifende Zusammenarbeit.
Die Fraktionsvorsitzenden der GRÜNEN-Fraktion Katharina Knacker und Dimitrios Bakakis hoben in ihren Reden hervor, wie sehr sie Ulis unermüdliche Energie und sein aufmerksames Zuhören schätzen. Sie betonten, dass er das Beste verkörpert, was grüne Kommunalpolitik ausmacht: Die Verbindung von ökologischem Bewusstsein mit sozialer Verantwortung und demokratischer Teilhabe.
Ulis politisches Schaffen zeigt: Wer Brücken baut und Durchhaltevermögen mitbringt, kann Dinge bewegen, die anfangs als unrealistische Visionen galten. Besonders zwei stadtprägende Projekte sind eng mit seinem Namen verbunden: Der Frankfurter Grüngürtel und der Dom-Römer-Komplex. Als Vorsitzender des Ausschusses, der dem Grüngürtel seine schützende Verfassung gab, sorgte er mit dafür, dass Frankfurt heute noch über 8.000 Hektar grüne Lunge – ein volles Drittel unseres Stadtgebiets – verfügt. Später führte er als Vorsitzender des Domrömer-Ausschusses die Rekonstruktion der historischen Altstadt zum Erfolg – ein Projekt, das anfangs kontrovers diskutiert wurde, heute aber ein beliebtes Wahrzeichen von Frankfurt geworden ist.
Was Uli besonders auszeichnet, ist seine Fähigkeit, Konflikte nicht zu scheuen, aber dennoch Brücken zu bauen – zwischen unterschiedlichen Berufen, Milieus und politischen Lagern. Er hört zu, stellt die richtigen Fragen und bleibt beharrlich an Themen dran, auch wenn es Jahre oder Jahrzehnte dauert. Sein kontinuierliches Engagement für Bürger*innenbeteiligung hat tiefe Spuren hinterlassen: Vom Kulturcampus Bockenheim bis zur Entwicklung des Europaviertels – stets bestand er darauf, dass die Menschen, die hier leben, auch mitentscheiden sollen, wie ihre Stadt aussieht.
Die vollständige Rede von Katharina und Dimi kann hier nachgelesen werden.
Als letzter Redner blickte Uli in einer nachdenklichen Ansprache auf seine politischen Anfänge zurück und teilte, was ihn all die Jahre angetrieben hat – anfangs oft der Zorn über soziale Ungerechtigkeit oder ökologische Missstände, später zunehmend der Wunsch, unterschiedliche Interessen zusammenzuführen. Zu den GRÜNEN hat ihn grade das von uns stets unterstützte Thema der Beteiligung gebracht. Er betonte die Wichtigkeit dieses Themas und sprach sich für einen neuen, stadtweiten Diskussionsprozess nach der Kommunalwahl aus. Als Soziologe weiß Uli: "Es kommt weniger auf Ergebnisse an, die oft auf sich warten lassen, sondern auf den Prozess der Menschen untereinander".
Seine Geschichte zeigt: Kommunalpolitik kann Großes bewirken, wenn man Visionen nicht nur entwickelt, sondern sie mit Ausdauer und der Fähigkeit, Menschen zu verbinden, in die Realität umsetzt. Wir sind stolz und freuen uns, dass Ulis bedeutendes Wirken für unsere Stadt diese würdige Anerkennung erfahren hat.