Wasser.
Liebe Freund*innen,
Wasser. Für uns selbstverständlich. In Frankfurt, Deutschland und im globalen Norden ist es immer für uns zugänglich. Lange Zeit beachtete ich die wertvollste Ressource auf diesem Planeten kaum. Dass sie Grundlage für unser Leben ist und unsere Geschichte und die Politik beeinflusst wie kaum ein anderes Element, wurde mir erst durch mein Engagement bei Viva con Agua de St. Pauli bewusst. Diese NGO hat die Vision, über freudvollen Aktivismus und den Universal Language Approach Menschen für das Thema Wasser zu sensibilisieren und Spenden für WASH-Projekte (WAter, Sanitation, Hygiene) der Partnerorganisationen in den Projektregionen zu generieren – ganz nach dem Motto „ALLE FÜR WASSER – WASSER FÜR ALLE“! (Unter "Universal Language" - "universeller Sprache" werden Sprachen wie Kunst, Musik und Sport verstanden, mit denen Menschen ohne Sprachbarriere miteinander kommunizieren können.) Durch Bildungsveranstaltungen lernte ich beispielsweise, dass eine Jeans auf ihrem Weg in unseren Kleiderschrank bereits mehrere tausend Liter Wasser verbraucht hat. Früher dachte ich, dass das ja kein Problem sein sollte. Schließlich sind ca. 70 % der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt. Also sollte ja für die Produktion unserer Konsumgüter und unseren täglichen Wasserverbrauch genügend Wasser zur Verfügung stehen, oder?
Das wäre schön. Aber leider ist dem nicht so. Von der gesamten Wassermenge auf unserem Planeten sind nur ca. 3 % Süßwasser. Also genau das Wasser, das wir zum Trinken und viele Pflanzen und Lebewesen zum Leben und Wachsen brauchen. Hinzu kommt, dass die größte Menge des Süßwassers in Gletschern und an den Polen gebunden vorliegt. Der restliche flüssige Anteil ist ungleichmäßig verteilt: Der afrikanische Kontinent und Teile Asiens sind besonders stark von Wassermangel betroffen. Versuchen wir, uns dies in Zahlen vor Augen zu führen, so hat im Jahr 2023 immer noch ein Drittel der Weltbevölkerung keinen gesicherten Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die Folgen sind Krankheiten wie Durchfall, die bei Kindern in den meisten Fällen zum Tode führen. Es bedeutet: keinen Zugang zu Bildung, da Jugendliche und besonders Frauen täglich kilometerlange Strecken laufen müssen, um sauberes Trinkwasser zu ihrem Dorf zu transportieren.
Auch wenn die UN, Regierungen und viele NGOs wie Viva con Agua sich täglich für das SDG 6 (Sustainable Development Goal 6: Clean Water and Sanitation) und das Menschenrecht auf Wasser einsetzen und dadurch immer mehr Menschen ein Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglicht wird, so verschärft sich die Situation durch die Klimakrise immer weiter. Langanhaltende Dürren führen zu Ernteverlusten, Extremwetter wie Hochwasser führen in vielen Ländern des globalen Südens zu einer Zerstörung der Wasserinfrastruktur. Dass sich die Klimakrise auf den Wasserhaushalt auswirkt, spüren auch wir hier in Deutschland. Die Trockenheit der Böden und der geringe Niederschlag führen immer häufiger zu großen Waldbränden, wie zuletzt am Altkönig, unser Stadtwald leidet extrem unter Wassermangel und viele Bäume sterben ab. Aber auch von Starkregenereignissen wie im Aartal 2021 oder, in geringerem Ausmaß, vor kurzem in Kassel, werden wir nicht verschont.
Was wir tun können? Die Politik muss für Frankfurt, Hessen, Deutschland und global eine Wasserstrategie entwickeln, die nachhaltig unseren Wasserhaushalt schützt und nicht weiterem Stress aussetzt. Wir als Einzelpersonen können uns die Frage stellen, ob wir tatsächlich gerade die Tomate aus Spanien zum Abendbrot brauchen, die dort in einer Region künstlich bewässert wurde und somit Grund für das Absinken des Grundwassers ist, welches sich über Jahrtausende hinweg durch den natürlichen hydrologischen Kreislauf gebildet hat. Dieses Gedankenspiel zeigt, dass es bei der Frage nach Konsumgütern nicht nur um lange, klimaschädliche Transportwege, sondern auch um unsere globale Verantwortung für die eingesetzten Ressourcen geht.
Dank der Initiative unserer Umweltdezernentin Rosemarie Heilig werden in Frankfurt Stück für Stück öffentliche Trinkwasserbrunnen teils reaktiviert, teils neu gebaut. Hier wird deutlich, dass auch bei uns der Zugang zu sauberem Trinkwasser nicht selbstverständlich ist: Für obdachlose Menschen ist es oft besonders schwierig, ohne größere Hürden an sauberes Trinkwasser zu gelangen. Durch die öffentlich zugänglichen Brunnen ist dies nun – zumindest in der Innenstadt – möglich.
Wir alle sind politisch auf den verschiedensten Ebenen aktiv, um unsere Welt klima- und sozialgerechter zu gestalten. Das Klima zu schützen, bedeutet auch, unsere wertvollste Ressource Wasser zu schützen. Und dafür sollten wir alles tun, denn Wasser ist Leben!
Eure Kathi