Frankfurter Rundschau: Der vergessene Platz der vergessenen Kinder
Gedenkstätte an der Gartenstraße/Ecke Hans-Thoma-Straße soll endlich aufgewertet werden. Die Fläche soll grüner werden und eine Bank erhalten.
Der Platz der vergessenen Kinder, das Asphalt-Dreieck auf der Gabelung der Gartenstraße und der Hans-Thoma-Straße, erinnert an die jüdischen Kinder, die an der Hans-Thoma-Straße 24 im Waisenhaus lebten und von dort von den Nazis deportiert und ermordet wurden. In der Mitte steht die Skulptur eines Dreidels aus Bronze. Dass dieser kleine Platz eine Gedenkstätte für Holocaust-Opfer ist, scheint den meisten Passanten jedoch nicht klar zu sein.
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Wie auch, findet Cary Drud von den Grünen im Frankfurter Süden. „Der Platz wirkt nicht wie eine Gedenkstätte. Dort müsste ein viel größeres Schild stehen, das darauf hinweist.“ So schlug er einige Verbesserungen per Antrag im Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) vor, der diesen prompt verabschiedete – alle, mit Ausnahme der AfD, stimmten dafür.
Zudem müsste es eine Bank geben, „auf der man in Ruhe sitzen und den Platz auf sich wirken lassen kann“, sagt Drud. Im Antrag heißt es konkret: „Eine Sitzgelegenheit in Form einer langen Bank, ähnlich der im Städelvorgarten, sollte Platz für mehrere Personen bieten und ermöglicht es den Besuchern, eine angemessene Zeit zu verweilen, den Text auf der Hinweistafel zu lesen, das Kunstwerk zu betrachten und sich über die Bedeutung des Ortes auszutauschen.“ Gerade in diesen Tagen des Kriegs in Israel werde deutlich, wie wichtig es sei, auf das jüdische Schicksal hinzuweisen, betont Drud: „Antisemitismus kocht überall hoch, dagegen muss dringend mehr getan werden.“
Die triste, dunkle Asphaltfläche des Platzes, müsste nach Ansicht des Ortsbeiratsmitglieds entsiegelt werden. Mehr Flächen zu begrünen, dazu diene ja das Entsiegelungsprogramm der Stadt. Die Fläche sollte mit einem hellen Belag, beispielsweise Kies, versehen werden.
Das würde seiner Ansicht nach auch den beiden alten Bäumen, einer Linde und einer Platane, gut tun, die bis zum Stamm gänzlich von Asphalt eingefasst sind. „Die Wurzeln könnten besser an Regenwasser herankommen, und es sähe schöner aus als jetzt“, findet der Grüne. Der Platz, der praktisch eine Verkehrsinsel ist, sollte zudem vor Lärm und Abgasen abgeschirmt werden. Dafür könne eine pflegeleichte Hecken-Bepflanzung sorgen.
Der Platz der vergessenen Kinder erhielt 2017 seinen Namen und seine Bedeutung als Erinnerungsmahnmal. Volker Mahnkopp, Pfarrer der evangelischen Maria-Magdalena-Gemeinde, hatte mit seinen Recherchen den Stein ins Rollen gebracht. Am 26. April 2017 wurde das Mahnmal am „Platz der vergessenen Kinder“ eröffnet. Seitdem gibt es dort jährlich am 15. September eine Gedenkfeier mit Sachsenhäuser Schülern und Schülerinnen. Den am 15. September 1942 war die Gestapo gekommen und hatte das Haus geräumt, die Kinder und ihre Betreuer mitgenommen. Viele von ihnen starben in den Vernichtungslagern der Nazis.
Dass der Platz mehr Schutz braucht, war schon zuvor Thema im Ortsbeirat. Eine bauliche Veränderung wird schon seit Jahren gewünscht, getan hat sich nichts.
Passantinnen und Passanten sollten den Ort mehr würdigen, fordert das Gremium. Eine Einfassung würde verhindern, dass E-Roller kreuz und quer dort abgestellt werden. „Neulich hatte jemand sein Fahrrad direkt an das Mahnmal, den Dreidel, angeschlossen“, hat Drud beobachtet. „Das geht so ganz und gar nicht.“