Tag der Muttersprache
Günaydın, 早上好 (zǎo shàng hǎo), Bună dimineața, 좋은 아침이에요 (joh-eun ah-chim-ee-eh-yo), صباح الخير (sabah al-khayr), guten Morgen!
Am 21. Februar wird weltweit der Tag der Muttersprache gefeiert.
In einer globalisierten Welt, in der kulturelle Identität oft auf dem Spiel steht, ist es entscheidend, die einzigartige Schönheit und Bedeutung der Muttersprachen zu erkennen und zu schützen.
Aktuell haben 40 % der Weltbevölkerung keinen Zugang zu Bildung in ihrer Muttersprache. In einigen Regionen liegt dieser Anteil sogar bei über 90 %. Alle zwei Wochen verschwindet eine Sprache und mit ihr ein ganzes kulturelles und geistiges Erbe. Doch warum heißt es Muttersprache und nicht Vatersprache? Oder gibt es eine genderneutrale Bezeichnung?
Der Begriff „Lingua Materna“ setzt sich seit dem Mittelalter im alltäglichen Sprachgebrauch durch und bezeichnet die Lernprozesse bei einem Kind, die im Kontakt mit der Mutter erworben wurden. In der Wissenschaft werden verschiedene Arten von Sprachen differenziert betrachtet. Einige genderneutrale Beispiele sind: Amtssprache, Erstsprache und Herkunftssprache. Die Amtssprache ist die offizielle Sprache eines Staates, die in Gesetzgebung, Verwaltung, Gerichtswesen und Bildungsinstitutionen verwendet wird. Die Erstsprache, ist die Sprache, die eine Person von Geburt an als erstes lernt. Die Herkunftssprache, ist die Sprache, die innerhalb der Familie gesprochen wird, jedoch nicht die Sprache der umgebenden Mehrheitsgesellschaft ist. Wenn es um Deutsch als Erstsprache geht, wird sie zu Hause von 79 % der Menschen gesprochen. Knapp 16 % aller Deutschen nutzten mindestens eine weitere Sprache, darunter: Russisch, Arabisch, Polnisch, Englisch und Rumänisch.
Doch werden alle Sprachen und die damit einhergehende Akzentsprachigkeit gleich wahrgenommen? Oder gibt es eine Abwertung bestimmter Sprachen in Deutschland?
Wenn Menschen aufgrund ihrer Sprache oder Akzentsprachigkeit diskriminiert werden, dann spricht man vom Neo-Linguizismus. Das ist eine Form von struktureller Diskriminierung, bei der, zum Beispiel im Bildungssystem oder auf dem Arbeitsmarkt, ein türkischer oder arabischer Akzent als schlechter bewertet wird, im Vergleich zu einem englischen oder französischen Akzent. Es entsteht also eine Sprachhierarchie, bei der gewisse Menschengruppen aufgrund ihres Akzentes als weniger kompetent wahrgenommen werden.
Das ist eine subtile Art des Rassismus, die ausgrenzend für Betroffene wirkt.
Aufgrund dieser unbewussten Vorurteile wird einigen Menschen sogar mangelnde Integration vorgeworfen. Während ein französischer Akzent als schön empfunden wird, gilt jemand mit einem kurdischen Akzent als „nicht assimiliert“ genug. Solche Unterscheidungen beeinflussen die Bildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen einiger Menschen. Aus diesem Grund ist ein sensibler Umgang damit enorm wichtig.
Deshalb rufe ich dazu auf, den Internationalen Tag der Muttersprache als Anlass zu nutzen, um die Bedeutung von Sprachenvielfalt anzuerkennen, unsere unbewussten Vorurteile abzubauen und zu überdenken, wie andere Sprachen oder Akzente bewertet werden.
Eure
Cristina