Rede zur Aktuellen Stunde Erhalt Dondorfsche Druckerei
Die Dondorfsche Druckerei ist in diesen Tagen in aller Munde.
Besetzung, Räumung und die Demonstration haben Bilder produziert, die wir alle nicht sehen wollen. Der Vorwurf der Polizeigewalt, gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Polizei, Aktivist*innen und Demonstrant*innen, Polizist*innen die Student*innen daran hindern, den Campus zu betreten...
Man mag unterschiedlicher Meinung über die Besetzung und Räumung sein und diese Thematik hat die Debatte in den letzten Tagen dominiert. Das ist nachvollziehbar in einer Stadt, in der Besetzungen eine lange Tradition haben und in der Räumungen nur Ultima Ratio sein sollten, hat aber die eigentliche Frage in den Hintergrund gedrängt, die uns heute aufgrund ihrer Dringlichkeit alle beschäftigen sollte - und das ist der Erhalt der Druckerei.
Lange Zeit sind alle Beteiligten davon ausgegangen, dass das Gebäude erhalten bleiben kann, umso überraschter waren wir, dass doch der Abriss droht. Aussagen aus der Zeit der Planung des Kulturcampus wie „Wir brauchen keinen Denkmalschutz für die Druckerei, die bleibt sowieso“ belegen dies eindrücklich.
Der Architekturwettbewerb aus 2018 hatte die Weichen eigentlich gestellt, sein Ergebnis wurde zu Beginn des Jahres fallen gelassen.
Als Kommune haben wir leider nicht versucht das Gebäude der Dondorfschen Druckerei für die Stadt zu sichern, da das Land Hessen hier das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik im Bestand ansiedeln wollte und damit einen spannenden Akteur der sich wissenschaftlich mit der Rezeption von Kultur beschäftigt in das Puzzle des Kulturcampus einfügen konnte.
In dem ausgeschriebenen Wettbewerb hat sich ein Entwurf durchgesetzt, der den Erhalt und die nachhaltige Sanierung zur Grundlage hatte. Auch die historische Bedeutung des Gebäudes sollte hier adäquate Berücksichtigung finden. Der Raumbedarf wie auch Auflagen zu Brand- und Arbeitsschutz, Barrierefreiheit waren bekannt und schienen lösbar – ein Gewinn für alle. Umso trauriger war es, als sich zu Jahresbeginn herausgestellt hat, dass die Pläne aus Sicht des Max-Planck-Instituts nicht realisiert werden können und der Entwurf nun in einem historisierenden Neubau umgesetzt werden soll.
Wir GRÜNE haben uns - auch mit unserem Koalitionsvertrag - zum Ziel gesetzt, immer den Erhalt zu prüfen, bevor wir Gebäude abreißen. In Zeiten der Klimakrise braucht es eine Bauwende und Umbaukultur. Wie vorbildhaft wäre es denn, wir auf dem Kulturcampus mit dem Juridicum und der Dondorf-Druckerei zwei Paradebeispiele hierfür vorweisen könnten?
Die Kommune ist in der Aushandlung zwischen Land und Max-Planck-Institut zwar nicht direkt beteiligt, aber es hat unserem Selbstverständnis entsprochen, uns besonders für diesen Erinnerungsort an Industriekultur und jüdische Geschichte einzusetzen. Wir führen daher Gespräche mit allen Beteiligten und tauschen uns mit den Fachleuten aus. Wir hoffen auf eine Lösung, die den Erhalt des Gebäudes ermöglicht UND eine gute Perspektive für das Max-Planck-Institut am Kulturcampus aufzeigt – wir halten das für möglich, wenn sich alle ein bisschen bewegen – auch wenn es die Debatte um den Kulturcampus nicht einfacher macht. Alle in der Stadt Frankfurt politisch Beteiligten möchten wir daher um ihre Unterstützung bitten.
Ich möchte zurückkommen zur Besetzung des Gebäudes und den damit verbundenen Forderungen, denn der Erhalt des Gebäudes war nur der Forderungen. Die zweite zentrale Forderung, die leider bisher kaum Beachtung gefunden hat, ist die nach mehr Räumen für die freie Szene, für Kulturschaffende, für Initiativen. Auch diese Forderung findet ihre Berechtigung. Wenn wir uns Städte wie Berlin und Hamburg ansehen, haben wir hier leider sehr wenig zu bieten. Das hat sicher auch mit einem kleineren Angebot an passenden Liegenschaften zu tun, aber vor dieser Herausforderung dürfen wir uns nicht verstecken, sondern wir müssen dringend zur Aufgabe machen, auch in diesem Bereich mehr zu ermöglichen.
Die Initiativen, die sich in Bockenheim rund um den Kulturcampus engagieren, sind eine wunderbare Fügung in Zeiten, in denen sich die politischen und institutionellen Akteure auch nach vielen Jahren noch nicht auf letzte Details einigen konnten, um die Vision des Kulturcampus vollständig zu realisieren. Sie zeigen uns mit ihrem vielfältigen, selbst organisierten Programm und ihrem Engagement, warum es sich lohnt, weiter gemeinsam um diese Idee zu kämpfen.