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Steht Frankfurt im Stau?

Steht Frankfurt im Stau?

Freitag, 17.1.2025

„Nur in Berlin fährt es sich langsamer“, durften wir letzte Woche in der Frankfurter Rundschau lesen. Wie kam es zu dieser Meldung? Der Navigationsgerätehersteller TomTom führt jährlich Verkehrsmessungen durch, vergleicht die aktuellen Daten mit denen des Vorjahres und auch mit denen anderer Städte. Demnach hat sich in Frankfurt die durchschnittliche Fahrtzeit für zehn Kilometer gegenüber dem Vorjahr um eine halbe Minute verlängert, nämlich auf 26 Minuten und 27 Sekunden. Bundesweit brauchen Autofahrer*innen nur in Berlin länger, dort sind es rund zwei Minuten mehr. Eine solche Meldung ist natürlich Wasser auf die Mühlen derjenigen, die unsere Mobilitätspolitik und hier insbesondere unsere Bemühungen um den Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur ablehnen. Ihr kennt das ja: Wo auch immer wir rote Farbe auf die Straße auftragen oder gar baulich getrennte Radwege errichten lassen, bricht die Wirtschaft zusammen und geht das Abendland unter. Schlimm! Dementsprechend dauerte auch nicht lange, bis dann von einigen die Schuldigen für die 30 Sekunden mehr ausgemacht wurden: Wir GRÜNE und unsere ideologische Verkehrspolitik. Kann man behaupten, ist aber falsch und lässt sich leicht widerlegen.

Schauen wir zunächst in die anderen Kommunen: Die Fahrtzeiten haben in den meisten Städten zugenommen – auch dort, wo wir nicht mitregieren. Was die Stauzeiten betrifft, sind diese bei uns erheblich weniger angestiegen als in fast allen anderen deutschen Städten und keine der zehn verkehrsreichsten Staustrecken lag in Frankfurt. Schauen wir sodann, was 2024 in Frankfurt so passiert ist: Die Zahl der Einwohner*innen ist weiter gewachsen, die Zahl der Pendelnden ebenso, die Fahrten in die Frankfurter Innenstadt haben um 27 % zugenommen, es wurden EM-Spiele hier ausgetragen und wir haben, kennen wir ja nicht anders, etliche Baustellen. Das alles wirkt sich natürlich nicht positiv auf Fahrt- und Stauzeiten aus, hat aber herzlich wenig mit uns GRÜNEN zu tun. Schauen wir abschließend – und das finden wir besonders überzeugend – nicht nur ins Vorjahr, sondern zwei Jahre zurück, ergibt sich ein ganz anderes Bild: Im Vergleich zu 2022 waren Autofahrer*innen 2024 im Schnitt immer noch 20 Sekunden schneller unterwegs! Und dass, obwohl wir in dieser Zeit jede Menge für den Radverkehr gemacht haben. Spannend, dass diejenigen, die heute die negativen Veränderungen uns und den Radwegen in die Schuhe schieben wollen, uns damals nicht für die positiven Veränderungen von 2022 auf 2023 lobten. Da könnte man die Frage stellen, wer hier eigentlich ideologisch unterwegs ist, aber das Fass wollen wir jetzt besser nicht aufmachen.

Richtig ist, dass der Klimawandel und damit auch die die Mobilitätswende keinen Aufschub duldet. Richtig ist auch, dass je attraktiver und sicherer Radwege sind, umso mehr Menschen aufs Fahrrad umsatteln, was denjenigen Menschen zugutekommt, die wirklich aufs Auto angewiesen sind. Interessant wäre die Frage, wie es mit dem Verkehr in Frankfurt aussähe, wenn alle Radfahrer*innen hier aufs Auto umsteigen würden. Wir sind uns sicher, die Schlagzeile würde dann lauten „Selbst in Berlin fährt es sich schneller!“