Seit 100 Jahren hinterfragt das Institut für Sozialforschung unsere Gesellschaft
Gesellschaftliche Entwicklungen immer wieder kritisch zu reflektieren, das ist die Rolle der freien Wissenschaft in der Demokratie. Das Institut für Sozialforschung in Frankfurt erfüllt diese wichtige Aufgabe nun schon seit 100 Jahren. Seit Max Horkheimer, Walter Benjamin und Theodor W. Adorno steht das Institut für Sozialforschung in einer philosophischen Tradition, die sich nicht damit begnügt, die Welt verschieden zu interpretieren, sondern die sie auch verändern will. Solche Einrichtungen brauchen wir dringend. Aus diesem Grund hat das Land Hessen seine Förderung von rund 620.000 Euro im Jahr 2021 auf jetzt gut 870.600 Euro pro Jahr erhöht. Drei zusätzliche wissenschaftliche Stellen werden davon finanziert.
Anfangs war das Institut für Sozialforschung Forschungsstätte zur Theorie und Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung. Nach den Verbrechen des Holocaust und dem Zweiten Weltkrieg eröffnete es 1951 wieder – der Zivilisationsbruch wurde zum Forschungsgegenstand. Adornos Studien dazu, warum Menschen anfällig für faschistische Ideologien werden, sind bis heute ein zentraler Beitrag zum Verständnis der Entwicklung zum Totalitarismus. Die Kritische Theorie der Frankfurter Schule, der es um Aufdeckung von Unrecht, um Emanzipation und Veränderung ging, ist heute so relevant wie zur Zeit der Gründung des Instituts für Sozialforschung. Es ist populär geworden, nicht nur zu hinterfragen, ob und wie unsere Demokratie funktioniert, sondern sie selbst infrage zu stellen. Auch angesichts der nötigen Transformation aufgrund der Klimakatastrophe. Letztlich aber brauchen wir die kritische Gesellschaftstheorie, um unsere Demokratie lebendig zu halten.