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Unser neuer Fairness- und Awarenesskodex

Unser neuer Fairness- und Awarenesskodex

Freitag, 30.5.2025

Liebe Freundinnen und Freunde,

unsere Mitglieder haben auf ihrer Versammlung am 22. März ohne Gegenstimme einen Fairness- und Awarenesskodex verabschiedet. Er formuliert Grundsätze für einen „sportlichen“ Wettbewerb um die Plätze auf der Römerliste bzw. den Ortsbeiratslisten zur Kommunalwahl. Der Kodex ermöglicht Kandidierenden, sich – freiwilling – öffentlich zu seinen Grundsätzen zu bekennen, um daran gemessen zu werden. Und verpflichtet unsere Vorstände, sich aktiv mit Konflikten in ihren Reihen zu beschäftigen statt wegzuschauen.

Direkt nach Beschluss war vereinzelt wie fatalistisch zu hören, klar habe der Kodex die Versammlung hinter sich gebracht – wer spricht sich schon gegen ein gutes Miteinander aus. An bisweilen ruppigen Parteirealitäten werde das nichts ändern. Konzepte verschwänden schnell in der Schublade – für Konfliktbetroffene umso schmerzlicher. Überhaupt: Statt mit sich selbst sollten wir GRÜNE uns lieber mit den Problemen in der Stadt beschäftigen.

Ich glaube, beide Stoßrichtungen, die fortschrittliche und die skeptische, gehören wie These und Antithese zusammen. Das wird klar, wenn man unseren Kreisverband mit dem von vor fünf Jahren vergleicht. Anders als damals verfügen wir heute – in der Mitgliederzahl verdoppelt – z.B. über ein gewachsenes Antidiskriminierungsteam aus (Anti-)Sexismus-, Antisemitismus-, Awareness- und Antidiskriminierungsbeauftragten.

Noch vor wenigen Jahren hätte man Streitende bisweilen dazu geraten sich auszusprechen, gern ein bisschen moderiert. Punkt. Wo ein Vorstand jetzt einen Teil seiner Ressourcen ins Konfliktmanagement investiert, gab es früher noch homöopathische Dosen. Heute schlichten wir ggf. mit professioneller Mediation und entwickeln unsere Strukturen weiter. Und greifen harte Vorkommnisse auf, selbst wenn das Zeit kostet. Ergebnisse sind etwa überarbeitete Anti-Sexismus-Handlungsanweisungen und das Vielfaltsstatut. Oder die Anforderung an Organisations- und Mitarbeiter*innenverantwortliche, sich regelmäßig dazu zu schulen.

Wollen wir immer noch unperfekte Strukturen verwerfen, wenn nicht sofort der Himmel auf Erden ausbricht? An der Herausforderung verzweifeln, Konfliktbearbeitung neutral zu leisten, unbeeinflusst von Interessen und so genannten Lagern?

Richtig ist, dass wir nicht utopisch versuchen, aus uns die besseren Menschen zu machen. Zurecht haben wir bei geforderten Fortbildungspflichten da Halt gemacht, wo sie sogar für alle 2.600 Mitglieder festgeschrieben werden sollten, kaum dass sie die Partei betreten. Unser Streben wären ins Fragwürdige gekippt.

Gleichwohl sind wir die Partei, die nach außen hohe soziale Standards einfordert. Wenn wir das nicht auch in ein internes Bemühen ummünzen, gäben wir denen recht, die uns GRÜNE gern als Ideologen verunglimpfen.

Am 14. Juni 2025 wählen wir einen neuen Kreisvorstand – er ist es, der verantwortlich sein wird für den finalen Kommunalwahlprozess, inkl. Umsetzung des Kodexes. Jeder Kandidierende sollte sich nicht nur der Chancen bewusst sein, sondern auch der Verantwortung. Weniger utopisch, aber fortschrittlich. Die Synthese: Der eindeutige Parteibeschluss vom März bindet – sollte uns zugleich fair vor Augen führen, dass wir alle noch Lernende sind. Menschen halt.

In diesem Sinne uns eine gute Wahl! Euer
Sebastian Deckwarth, Kreisschatzmeister