Identitätsstiftende Kulturorte in den Stadtteilen – Fundorte aus dem antiken Nida in der Römerstadt gesichert
In der letzten Stadtverordnetenversammlung haben wir mit der Vorlage M 112 den Erhalt der bedeutsamen Funde aus der Römerzeit vor Ort in der Römerstadt beschlossen. Damit gelingt es erstmalig in Frankfurt eine Ausgrabung in situ mit einer Wohnbebauung zusammenzuführen.
Vor Frankfurt war Nida. Auf diesem historischen Fundament bauen wir in der Gegenwart unsere Stadt fort. Rekonstruktionen oder die Ausstellung in Museen können nur annähernd die Bedeutung der antiken Stadt transportieren, die ein Erhalt der Fundstücke in situ mit sich bringt. Straßennamen, die Titus-Thermen und die Römerstadtschule in der Umgebung zeugen bereits von den frühen Besiedlungen dieser Zeit. In den 1920er Jahren wurde die Römerstadt im wahrsten Sinne des Wortes auf Nida erbaut. Im Gegensatz zu damals nutzen wir heute die Chance, das kulturelle Gedächtnis an die antiken Vorläufer Frankfurts zu bewahren und pädagogisch erfahrbar zu machen.
Es war nicht selbstverständlich, dass dies gelingen würde. Zahlreiche Abstimmungen und viel Überzeugungsarbeit waren nötig. Besonders hervorzuheben ist das Engagement des zuständigen Ortsbeirats 8, der sich mit zahlreichen, auch weitergehenden, Vorschlägen eingebracht hat. Aus unserer Fraktion haben sich seit mehreren Jahren unsere Kulturpolitikerin Sylvia Momsen und seit dieser Wahlperiode auch unser wohnungspolitischer Sprecher Johannes Lauterwald besonders dafür eingesetzt. Schlussendlich wurde ein Kompromiss erarbeitet und mit den Koalitionspartner*innen, dem Planungs- und Kulturdezernat sowie der ABG abgestimmt, der zwar fünf Sozialwohnungen und 27 Parkplätze weniger bedeutet, dafür aber das historische Erbe Nidas erhält.
Die römische Stadt Nida war das administrative, wirtschaftliche und religiöse Zentrum der Civitas Taunensium, einer Verwaltungseinheit im rechtsrheinischen Teil der römischen Provinz Germania superior und im 3. Jahrhundert n. Chr. sogar der wichtigste Civitas-Hauptort rechts des Rheins.
Mit den auf dem Baufeld entdeckten Befunden bietet sich die einmalige Gelegenheit, diese Geschichte für die Nachwelt zu sichern und authentisch erfahrbar zu machen. Insbesondere mit dem jüngst entdeckten, durch einen Brand konservierten Holzkeller wurde ein einzigartiger Fund gemacht. In der Römerstadt kann nun eine Dependance des Archäologischen Museums für Veranstaltungen und Sonderführungen entstehen. Die drei Töpferöfen, die bei der Ausgrabung zum Vorschein gekommen sind, und der „Kultkeller“ aus Stein könnten sowohl in diesen Räumlichkeiten als auch von außen besichtigt werden. Hinzu kommt noch ein Töpferofen, der sich bereits unter einem Schutzbau befand. Die Befunde unter den zwei weiteren Schutzbauten werden rein digital erfasst.
Wir finden: Kultur sollte nicht nur im Zentrum Frankfurts erlebbar werden, sondern auch in den Stadtteilen. Wenn Geschichte und Gegenwart sich treffen, werden Kontinuitäten und Brüche sichtbar und können für viele Menschen identitätsstiftend sein. Ein Beispiel: Die ersten Menschen, die sich mit den Römer*innen an diesem Ort niedergelassen haben, waren syrischer Herkunft und heute leben in der Nordweststadt aktuell wieder viele Menschen aus diesem Land. Ein Kreis schließt sich.