Frankfurts Gewerbegebiete sollen vielfältig bleiben
In dieser Woche haben Industrie- und Handelskammer (IHK), Handwerkskammer und die Hochschulen Goethe-Universität, Frankfurt School of Applied Sciences sowie die Frankfurt School of Finance & Management eine Resolution zur Zukunft des Digitalstandorts Frankfurt unterzeichnet.
„Die Unterzeichner*innen der Resolution zeigen besonders im Bereich KI, Green IT und der energieeffizienten Entwicklung von Rechenzentren ein vielversprechendes Engagement und wir begrüßen, wenn Wissenschaft und Wirtschaft zu diesen Themen Kooperationen eingehen“, leitet Julia Frank, planungspolitische Sprecherin der GRÜNEN im Römer, ein. „Jedoch werden auch Forderungen im Bereich der Ansiedlungspolitik von Rechenzentren geäußert, die die Herausforderungen für unsere Stadt aus unserer Sicht nicht ausreichend berücksichtigen", führt Frank weiter aus.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 82 Rechenzentren gibt es bereits in Frankfurt, 27 weitere befinden sich in Planung oder Bau. Allein 2023 wurden sechs neue Standorte fertiggestellt. Das geht aus dem Bericht 138/24 des Magistrats zur Entwicklung der Rechenzentren in Frankfurt hervor. „Angesichts dieser weiterhin dynamischen Entwicklung überrascht uns die Haltung in der Resolution gegen das städtische Rechenzentrenkonzept", erklärt Julia Frank. „Von einer angeblich zu restriktiven Ansiedlungspolitik kann eigentlich keine Rede sein."
In der Resolution wird auch die Ausweisung kleinteiliger und bezahlbarer Gewerbeflächen für Handwerker*innen gefordert. „Gleichzeitig soll die Ansiedlung von Rechenzentren erleichtert werden – ausgerechnet jener Anlagen, die durch ihre hohe Zahlungskraft die Bodenpreise in die Höhe treiben und kleinere Betriebe verdrängen", kritisiert Frank. „Dieser Widerspruch ist nicht aufzulösen. Bereits heute legt das Handwerk die weitesten Pendelwege aller Berufsgruppen zurück – die Verdrängung aus der Stadt würde diese Situation noch verschärfen."
Der massive Strombedarf der Rechenzentren stellt die Stadt zudem vor große infrastrukturelle Herausforderungen. Zwar bauen Mainova und TenneT die Netzkapazitäten bis 2027 um 50 Prozent aus, doch selbst diese Erweiterungen werden nicht ausreichen: Wichtige Klimaschutzprojekte wie die geplante Großwärmepumpe am Kraftwerk Niederrad sollen bis mindestens 2037 warten, weil der Strom dafür fehle. „Während die Resolution von positiven Klimaeffekten spricht, könnte der enorme Strombedarf der Rechenzentren die Wärmewende erschweren", stellt Frank klar. „Bisher speist kaum eines der bestehenden Rechenzentren seine Abwärme in Wärmenetze ein, was das Klimaschutzargument der Wirtschaft nicht glaubhafter macht.“
Frank fasst zusammen: „Die Stadt Frankfurt hat bereits den Anspruch formuliert, zur europäischen Digitalhauptstadt zu werden. Diesen Zielvorstellungen werden wir mit einem Rechenzentren-Boom allein nicht gerecht. Anstatt den Bau weiterer Rechenzentren als Voraussetzung für die digitale Entwicklung anzusehen, sollten wir uns auf die Schaffung attraktiver Standortbedingungen für innovative Start-ups konzentrieren und die Potenziale bestehender Rechenzentrenstandorte besser nutzen."