Antrag: Frankfurter Erklärung – Gemeinsam gegen Gewalt im Fußball
Die Gewalt im Amateurfußball ist seit Jahren ein bundesweites Problem und aktuell ereignen sich in Frankfurt immer wieder erschreckende und folgenreiche Gewaltszenen auf und neben den Plätzen. Auch im Jugendfußball ist diese negative Entwicklung zu beobachten.
Die jüngst ausgebrochene Gewalteskalation bei einem internationalen Fußballjugendturnier in Frankfurt hatte gar den Tod eines 15-jährigen Spielers aus Berlin zur Folge.
Auch Schiedsrichter*innen sind von Gewaltandrohungen und Übergriffen immer mehr betroffen. So bedrohte Anfang Mai ein Vater bei einem Spiel der C-Junioren den 15-jährigen Schiedsrichter mit dem Tod.
Die Schiedsrichter-Vereinigung Frankfurt hat zu Gewalt auf Fußballplätzen ein Video auf der Plattform Instagram veröffentlicht, um die zunehmende Verrohung zu zeigen und startete damit auch einen Hilferuf, in dem sie mehr Unterstützung von Seiten der Verantwortlichen in der Stadt, den Vereinen und Verbänden fordert.
Unterstützen können hier auch Profisportler*innen, die sich öffentlich deutlich gegen Gewalt auf den Plätzen und bei den Spielen aussprechen. In ihrer Vorbildfunktion können sie wirkungsvoll zum Fair Play aller Beteiligten auf dem Platz und zu einem respektvollen und gewaltfreien Miteinander der sportbegeisterten Zuschauer*innen aufrufen.
Bereits im Jahr 2013 wurde die "Frankfurter Erklärung gegen Gewalt im Fußball" seitens der Stadt Frankfurt gemeinsam mit dem Hessischen Fußballverband, dem Fußballkreis Frankfurt, dem Sportkreis Frankfurt, dem Präventionsrat und der Schiedsrichtervereinigung auf den Weg gebracht und 2014 durch die Frankfurter Fußballvereine bestätigt. Darin heißt es unter anderem: "Wir, die Vertreter der Frankfurter Fußballvereine, verurteilen Diskriminierung und Gewalt und setzen uns für Fair Play auf und neben unseren Sportplätzen ein. Wer brutal spielt - spielt nirgendwo."
Die Entwicklungen der letzten Jahre und die aktuellen Vorfälle zeigen, dass die damals begonnenen Bemühungen verstärkt, weiterentwickelt und deutlich ausgebaut werden müssen. Das gemeinsame Ziel ist klar: Gewaltfreie, sichere, spannende, friedliche und diskriminierungsfreie Fußballspiele.
Die Stadtverordnetenversammlung möge daher beschließen:
- Der Magistrat fordert die Sportverbände und Sportvereine auf und unterstützt sie dabei, sämtliche Maßnahmen der Frankfurter Erklärung auf ihre gegenwärtige Wirkung zu überprüfen und diese insbesondere im Bereich der Sanktionierung von Fehlverhalten und deren Nachverfolgbarkeit im Frankfurter Stadtgebiet praxisnah weiter zu entwickeln.
- Der Magistrat unterstützt den Hessischen Fußballverband (HFV) dabei, eigenständig weitere geeignete Maßnahmen zu treffen, um mehr Sicherheit für Spieler*innen, Schiedsrichter*innen und Zuschauende zu gewährleisten und den Respekt vor den Schiedsrichter*innen wiederherzustellen.
- Der Magistrat und das Sportamt eruieren mit den Vereinen, was bzw. welche konkreten Maßnahmen/Änderungen notwendig sind, um die aktuellen Leitlinien des HFV effektiv umzusetzen. Wie kann zum Beispiel verstärkt darauf geachtet werden, dass die Vereine ausreichende Platzordner*innen stellen können, die seitens des HFV für jedes Spiel vorgesehen sind.
- Der Magistrat informiert alle Fußballvereine erneut über die gemeinsam beschlossenen Grundsätze der Frankfurter Erklärung. Der Magistrat wirkt gemeinsam mit dem HFV darauf hin, dass die Vereine ihre Mitglieder sowie die Spielenden und deren Angehörige vor Beginn der Saison 2023/2024 auf die Einhaltung der Frankfurter Erklärung verpflichten. Der Magistrat soll zusammen mit den Vereinen beraten und prüfen, welche kurzfristigen und langfristigen Konsequenzen für Mitglieder (z.B. Vereinsausschluss, Aufnahmesperren, Entbindung von Vereinsämtern) und auch für Zuschauer (z.B. Platzverbote für die laufende Saison) bereits bestehen und welche zusätzlich getroffen werden können. Des Weiteren soll geprüft werden, wie diese Maßnahmen konsequent durchgesetzt werden können und wobei die Vereine ggf. Unterstützung benötigen. Dabei soll ebenfalls geprüft werden, ob bzw. wie die Satzung für die Nutzung von Sportplätzen und Hallen ggf. überarbeitet werden muss, um die Konsequenzen gegen Gewalt und Diskriminierung auf den Sportplätzen umzusetzen.
- Der Magistrat unterstützt den HFV unter der Beteiligung von Sozial- und Sportamt, Sportkreis, Sportjugend sowie dem Präventionsrat bei einer wirksamen Kampagne gegen Gewalt auf Sportplätzen und für Fair Play auf und neben dem Platz.
- Das Motto der Frankfurter Erklärung „wer brutal spielt – spielt nirgendwo“ wird seitens des Magistrats auf ein Motto bezüglich des Verhaltens neben dem Platz, auch von nicht- spielbeteiligten Akteur*innen wie Eltern ausgeweitet. Die Prüfung und aktueller Ideen, Leitlinien oder Maßnahmen des DFB zum Thema „Fair Play“ wird erwartet.
- Die Vereine werden dabei unterstützt, eine mögliche Ausweitung ihrer Kooperationen mit dem Deutschen Fußballbund (DFB), genauer der „Kommission Prävention und Sicherheit und Fußballkultur“, umzusetzen. Die Ergebnisse/Maßnahmen solcher Kooperationen werden über das Sportamt allen Fußballvereinen vorgestellt und diese durch das Sportamt bei der Umsetzung begleitet.
- Die Stadt soll den Vereinen regelmäßig Deeskalationstrainings für alle, am Spiel auf und um den Platz Beteiligten, anbieten bzw. die Teilnahme bei den entsprechenden Angeboten von anderen qualifizierten Stellen ermöglichen.
Der Antrag und dazugehörige Dokumente können im Parlamentarischen Informationssystem (Parlis) eingesehen werden.