Im Gutleuthafen haben Wohnen und Gewerbe eine gemeinsame Zukunft
„In den Diskussionsbeiträgen der IHK und der CDU zu den städtischen Planungen für das westliche Gutleut wurde ein sehr einseitiges Bild gezeichnet“, meint Uli Baier, langjähriger Planungspolitiker der GRÜNEN im Römer aus dem Ortsbezirk 1. „Diese Äußerungen implizieren: die Betriebe würden übergangen, ihr Schicksal sei bereits besiegelt“. Aus seiner Sicht ist der Sachverhalt ein anderer: „Quartiersmanagement und Stadtplanungsamt haben bereits eine Reihe von Gesprächen mit der Wirtschaftsförderung und den Hafenbetrieben organisiert und es wurden ihnen bereits verschiedene Vorschläge für Ausweichstandorte unterbreitet. Klar, erste Vorschläge stoßen selten direkt auf Zustimmung. Genau deshalb verfolgt das anstehende Dialogverfahren das Ziel, am Ende mit allen Stakeholdern zu einer weitestgehenden Einigung zu kommen. Die Betriebe sollen möglichst im Gebiet verbleiben oder dorthin zurückkehren können – und in der Abwägung bleibt auch die Option, gegebenenfalls die geplante Wohnbebauung zu reduzieren“, unterstreicht Baier.
„Das Ziel, die Randlage Wurzelsiedlung mit ihren Betrieben und dem Hafen in ein gemischtes Gebiet weiterzuentwickeln, wird seit dem Consilium Stadtraum Main (‚Wohnen am Main‘) in den 90ern verfolgt und ist erst recht seit dem Rahmenplan 2010 und dem Aufstellungsbeschluss eines Bebauungsplans 2021 fraktionsübergreifend Konsens. Mit dem DGB habe ich mich von Anfang an dafür eingesetzt, den dort tätigen Betrieben eine Zukunft zu sichern, doch müssen und wollen wir das Gebiet auch langfristig weiterentwickeln, um die Situation für die Menschen vor Ort, also die Anwohner*innen aus der Wurzelsiedlung, die Schüler*innen aus der Werner-von-Siemens Schule, die Senior*innen aus der großen AWO-Wohnanlage und Angehörige vieler weiterer Gruppen zu verbessern. Dass wir mit diesem Projekt nun in die Umsetzung kommen, ist aber auch für die Menschen wichtig, die bezahlbaren Wohnraum in unserer Stadt suchen und letztendlich auch für Gewerbebetriebe, die sich künftig in Innenstadtnähe ansiedeln wollen. Offensichtlich hat sich im westlichen Gutleut bereits ein Wandel vollzogen: Es handelt sich heute nicht mehr um ein funktionierendes Gewerbegebiet, denn die Flächen, die nicht der Stadt gehören, wurden schon lange brachliegen gelassen oder wurden in eine andere Nutzung überführt, wie nördlich der Gutleutstraße zu beobachten. Stadtplanung beinhaltet mit ihren vielfältigen Abwägungen und Diskussionsprozessen immer auch Phasen von Unsicherheit für alle Akteur*innen und es ist klar, dass die Veränderung für die ansässigen Betriebe auch nachvollziehbare Befürchtungen vor einem Standortwechsel mit sich bringt, aber das Ergebnis wird für deutlich mehr Menschen eine große Verbesserung mit sich bringen und für die Betriebe Planungssicherheit und Zukunftsperspektiven“, prognostiziert Baier und fügt hinzu: „Nicht zuletzt hat auch der IHK-Präsident bei seinem Neujahrsempfang neue Wohngebiete als im besonderen Interesse der Frankfurter Wirtschaft herausgestellt“.
Auch Julia Frank, die planungspolitische Sprecherin der GRÜNEN im Römer, blickt positiv nach vorn: „Wir haben hier mit der Ausweisung eines ‚Urbanen Gebiets‘, in dem das Planungsrecht Wohnen und Gewerbe zulässt, die große Chance zu demonstrieren, wie Wohnen und Gewerbe künftig gemeinsam in der Stadt funktionieren können. Damit wird das Gewerbe nicht verdrängt, sondern wir schaffen am Ende Raum für mehr Betriebe und zeigen, wie das Konzept der ‚urbanen Produktion‘ in Frankfurt umgesetzt werden kann. Das Betonmischwerk im Westen soll aus Sicht der GRÜNEN definitiv erhalten bleiben, da dort die trimodale Verkehrsanbindung der Hafennutzung unstrittig ist und möglichst viel Verkehr über den Wasserweg abgewickelt werden soll. In der Kritik wurde ausgeblendet, dass für die Nachbarschaft von Wohnen und Gewerbe schon viele Lösungen gefunden wurden und eine solche auch für diese Entwicklung eine Grundvoraussetzung ist. Klar ist auch: in unmittelbarer Nachbarschaft der bestehenden Wurzelsiedlung war eine Hafennutzung ohnehin schon lange nicht mehr möglich. Hier könnte nun aber endlich ein seit langem von allen Seiten befürworteter und trotzdem noch nie realisierter Handwerkshof entstehen. Die Flächen einer intensiveren Nutzung zuzuführen verlangt schon der verantwortungsvolle Umgang mit dem städtischen Grundeigentum angesichts der knappen Flächen in der Stadt. Im Rahmen von Konzeptvergaben werden wir aufgrund dieser Ausgangslage vielen Gruppen die Möglichkeit geben können, ihre Ideen für gemeinwohlorientierte Projekte zu realisieren. Wir freuen uns auf Handwerk, Gewerbe, neuen und auch günstigen Wohnraum, Wohngemeinschaften, ein belebtes und gut vernetztes Quartier mit einem vielfältigen sozialen und kulturellen Angebot und nicht zuletzt einer großzügigen Begrünung mit neuen Aufenthaltsmöglichkeiten entlang des Mains. Die Stadt verfolgt das Ziel, das Mainufer, wo immer möglich, für die Öffentlichkeit begehbar zu machen – die Chance am Gutleuthafen ist dafür sehr gut. Besonders loben möchte ich, wie sehr bei diesem Projekt bisher und auch weiterhin die Öffentlichkeit beteiligt wird: seien es die ausgezeichneten Entwürfe von Studierenden der TU Darmstadt, die bereits mit der Stadtgesellschaft diskutiert wurden, das im nächsten Schritt vorgesehene Dialogverfahren oder die bereits erwähnten Hafengespräche. Wenn wir in den städtebaulichen Wettbewerb gehen, werden viele Ideen und Bedarfe vorliegen, die von den Stadtplaner*innen berücksichtigt werden können.“