In der Immobilien- und Baukrise die Möglichkeiten der öffentlichen Hand nutzen
Aufgrund gestiegener Baukosten und Zinsen werden aktuell einige große Bauprojekte angepasst und veräußert. Ganz aktuell hat die in Schieflage geratene und in Kritik stehende Immobilienfirma Adler das Umbauprojekt der ehemaligen Siemens-Hochhäuser am Offenbacher Kaiserlei an einen Hamburger Investor verkauft, der dort anstelle von Büros und möblierten Luxuswohnungen für Geschäftsleute, Wohnen für Studierende realisieren möchte. Dabei erhofft sich der neue Investor dem Vernehmen nach auch eine Unterstützung der öffentlichen Hand.
Die Fraktion der GRÜNEN im Römer sieht in der Krise auch Chancen für zuvor schwer zu realisierende Projekte. Ihr wohnungspolitischer Sprecher, Johannes Lauterwald, kommentiert dazu: „Wir haben im Mai 2022 beschlossen, dass wir eine Priorität auf das Wohnen für Studierende und Auszubildende legen wollen, um die bestehende Unterversorgung deutlich zu reduzieren. Die Suche nach geeigneten Grundstücken, seien es eigene oder private, gestaltet sich jedoch in Frankfurt sehr schwierig. Obwohl die Unterstützung des Studierendenwerks primär Aufgabe des Landes Hessen ist, beteiligt sich die Stadt Frankfurt mit einem eigenen Förderprogramm an der Schaffung von günstigem Wohnraum für Studierende. Es wäre zwar begrüßenswert, wenn die öffentliche Hand ein Projekt dieser Dimension selbst entwickeln könnte, aber es sollte auch geprüft werden, ob die städtische Förderung auch außerhalb der Frankfurter Stadtgrenze am Offenbacher Kaiserlei geleistet werden kann. Somit würden im Frankfurter Einzugsgebiet und durch neue Formen interkommunaler Kooperation eine signifikante Anzahl günstiger Wohnungen für Studierende entstehen.“
Die planungspolitische Sprecherin der GRÜNEN im Römer, Julia Frank, ergänzt: „Es ist zu befürchten, dass noch weitere Projekte in Schieflage geraten oder verkauft werden. Hier könnte die öffentliche Hand einspringen oder neue Kooperationen eingehen. So können in der Krise neue gemeinsame Wege beschritten werden, die zuvor aufgrund der Marktsituation undenkbar waren, die aber auch in Zukunft Bestand haben könnten. Die Bedürfnisse der Kommunen nach sozial gefördertem Wohnraum und günstigen Wohnungen gerade auch für Studierende und Auszubildende sind bekannt. Keinesfalls soll es darum gehen, Verluste der privaten Konzerne zu sozialisieren, aber: Gelegenheiten, die in der Wohnungs- und Baukrise Abhilfe schaffen, sollten genutzt werden und könnten sich für alle Beteiligten lohnen.“