Rede zum Grundsatzbeschluss zur Multifunktionshalle in der Stadtverordnetenversammlung am 27.02.2025
- es gilt das gesprochene Wort -
Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, liebe Kolleg:innen,
Wissen Sie noch, wer Gerd Schröder war? Ich meine nicht Gerhard Schröder, den ehemaligen Bundeskanzler, sondern Gerd Schröder, von 1997 bis zu seinem viel zu frühen Tod im Jahr 2008 Besitzer der Frankfurt Lions, dem Vorgängerclub der heutigen Löwen Frankfurt. Besagter Gerd Schröder hat schon vor über 20 Jahren die Notwendigkeit einer modernen Arena für den Frankfurter Sport hervorgehoben, und wer weiß, ob die Löwen über ein Jahrzehnt in den Niederungen von Regionalliga bis DEL2 verbracht hätten, stünde die Arena bereits. Und, Gunnar Woebke kann da ein Lied von singen, auch die Skyliners sind vor 25 Jahren von Rhöndorf nach Frankfurt gezogen mit der Aussicht, dass in damals absehbarer Zukunft eine Arena als neue Spielstätte zur Verfügung steht. Aber sie steht immer noch nicht, denn es wurde über zwei Jahrzehnte diskutiert und geredet und geredet und diskutiert, Standorte wurden ins Spiel gebracht und verworfen, wie den Kaiserlei, den wir GRÜNE uns gut hätten vorstellen können, oder die Idee einer 23.000 Tausend Menschen fassenden Megaarena am Flughafen, die sich als kanadisches Luftschloss erwiesen hat, dieser Begriff wurde jetzt schon öfters genannt. Umso wichtiger ist der heutige Beschluss, um endlich die konkreten Planungen auf den Weg zu bringen und den Frankfurter Proficlubs eine erstklassige Perspektive zu bieten. Übrigens, was die endlosen Diskussionen angeht, da sind Parallelen zu den Städtischen Bühnen und der U4 unverkennbar. Aber diese Koalition liefert, bei den Städtischen Bühnen und heute bei der U4 und der Multifunktionsarena.
Was bedeutet die Arena für die beiden neben der Eintracht größten Zuschauermagneten im Frankfurter Sport? Die Löwen spielen quasi unter Vorbehalt in der DEL, denn bereits zur Saison 2022/23, dem ersten Jahr nach dem Aufstieg, erhielten sie die Lizenz nur deshalb, weil eine Arena in der Diskussion und in Aussicht war. Der heutige Grundsatzbeschluss manifestiert nun diese Aussicht. Es ist übrigens nicht die Größe der Halle, die der DEL Bauchschmerzen bereitet, die Hallen in Ingolstadt, Wolfsburg, Bremerhaven oder Augsburg sind kleiner als unsere Eissporthalle, es sind die Übertragungsmöglichkeiten fürs Fernsehen, die in der Eishalle am Ratsweg eher suboptimal sind, die aber für eine Lizenzerteilung notwendig sein müssen.
Und was bedeutet es für die Skyliners? Da schreibt die Liga ab 2032 eine gewisse Zuschauerkapazität vor. Einwohnerzahl geteilt durch Hundert, abgerundet auf den nächsten Tausenderwert lautet die Formel. Sprich, die Skyliners müssen bis 2032 eine Arena mit einer Kapazität von mindestens 7000 Plätzen vorweisen, ansonsten gibt’s auch da keine Genehmigung mehr für die BBL. Die SÜWAG Energie Arena bietet derzeit nur ca. 5000 Menschen Platz und kann auch nicht ausgebaut werden. Soweit erst einmal zu den sportlichen Notwendigkeiten einer Arena.
Kommen wir zum Bereich Mobilität. Ja, die Verhältnisse sind bereits jetzt bei Eintracht-Spielen oder Konzerten mehr als grenzwertig, und sie werden durch einen Parallelbetrieb von Waldstadion und Arena nicht besser, auch wenn es sicherlich durch Spielplananpassungen Möglichkeiten der Entzerrung geben wird. Aber das reicht nicht aus, dass ist auch uns Grünen bewusst, deshalb würde es auch ohne Arena eines neuen Mobilitätskonzepts bedürfen, damit gerade die Menschen in Niederrad und im gesamten Frankfurter Süden endlich entlastet werden. Wir müssen die Anzahl der Anreisen mit dem MIV reduzieren, da besteht ja in diesem Hause weitgehend Einigkeit, jedenfalls habe ich dies in der letzten Sitzung des Sportausschusses, der kurzzeitig zu einem Mobilitätsausschuss mutierte, so wahrgenommen. Und ja, liebe Caro, es wird natürlich nicht nur mit vielen neuen Radbügeln gehen, aber mehr Rad- und Fußverkehr sind ein Teil des neuen Mobilitätskonzeptes, sowie es in vielen anderen Städten in Deutschland und Europa auch geht, wo Stadien teilweise mitten in der Stadt liegen, und wo es bereits jetzt an Spieltagen Bannmeilen für den MIV gibt. Und trotzdem sind die Stadien dort ausverkauft. Ein pre-booking System ist zum Beispiel eine solche Maßnahme, d.h. in den Nahbereich und auf die Parkplätze rund ums Stadion kommt man nur, wenn man vorher einen Parkplatz gebucht hat. Auch das ist keine Neuerfindung des Rads, auch das wird in anderen Städten schon praktiziert. Dass wir den ÖPNV ausbauen müssen und werden, auch daran gibt’s keinen Zweifel, und auch ein Shuttleverkehr von weiter entfernt liegenden Parkplätzen ist ein weiteres Instrument, auch das gibt’s in anderen Städten bereits, also auch nix neues.
Thema Umwelt: uns GRÜNEN tut ein Eingriff in den Stadtwald sehr weh, und zugegebenermaßen war dies für uns der große Diskussionspunkt in den vergangenen Wochen und Monaten. Wir müssen und werden Ausgleichsmaßnahmen ausweisen - das besagt ja auch die Maßgabe, aber es bleibt auch bei uns ein gewisses Bauchgrimmen. Aber in der Abwägung halten wir die Eingriffe für vertretbar, so geht nämlich verantwortungsvolle Politik, Kompromisse schließen und nicht eindimensional dogmatisch durch die Gegend laufen, ohne nach rechts und links zu schauen.
A propos links: Liebe Linke, Ihr habt ja verlauten lassen, dass Ihr generell für eine Multifunktionsarena offen seid, aber eben nicht an diesem Standort. Welchen – realistischen – Standort habt Ihr denn im Hinterkopf, den Ihr dem Rest der Welt bisher vorenthalten habt? Kaiserlei kommt nicht mehr in Frage, kein Baurecht und Konflikt mit dem Fernbahntunnel, Flughafen ist auch raus, es würde mich wirklich mal interessieren, was Ihr Euch da so überlegt habt. Denn nur zu sagen „wollen wir an diesem Standort nicht“ ist dann doch etwas dünn.
Und ich muss nun doch noch ein Wort zu Euren Forderungen verlieren, dass es eine „Arena für alle Menschen“ sein soll und man deshalb auf VIP- und Hospitalitybereiche verzichten solle. Lieber Michael, ich schätze Dich sehr, aber das ist nun wirklich nur von der Wand zur Tapete gedacht. Es wäre ratsam gewesen, mal mit den Löwen oder den Skyliners zu sprechen, dann wüsstet Ihr nämlich, dass gerade diese im Vergleich wenigen Premiumplätze die vielen normalen Tickets massiv quersubventionieren. Bei den Löwen machen die Einnahmen durch diese teuren Pakete 75% der Gesamterlöse durch Zuschauereinnahmen aus, bei den Skyliners sind es etwas weniger, aber immer noch um die 60%. Und jetzt ist es wirklich keine höhere Mathematik mehr auszurechnen, was ein Stehplatz bei den Löwen kosten würde, würden die Einnahmen aus VIP und Hospitality wegfallen. Dann stehst Du nicht für 19 Euro in der Kurve, sondern für 59 oder 69 Euro, versteht Ihr das dann wirklich noch als „Arena für alle Menschen“? Wir Grüne wollen, dass auch in der neuen Arena Menschen mit wenig Geld die Spiele der Löwen oder Skyliners besuchen können, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr das anders seht. Daher: auch wenn das ne schöne klassenkämpferische Forderung ist, in ihrer Konsequenz ist sie aber kontraproduktiv und sogar komplett unsozial. Ein ehemaliger bayrischer Fußballmanager sagte vor einigen Jahren mal sinngemäß: „dass Ihr für 7 Euro in die Südkurve gehen könnt, dafür ziehen wir den Leuten in den Logen das Geld aus der Tasche“. Und auch wenn man zu diesem ehemaligen Manager ein eher ambivalentes Verhältnis hat, aber da hatte er recht.
Natürlich darf auch der Amateur- und Schulsport nicht zu kurz kommen, und da haben wir in unserer Stadt noch so einiges zu tun. Es fehlen Sporthallen, Plätze, Wasserflächen und Eisflächen. Die Basis für den Profisport wird genau auf diesen Sportanlagen für den Breiten- und Nachwuchssport gelegt, dies dürfen und werden wir trotz der Multifunktionsarena nicht vergessen. Frankfurt ist eine Sportstadt, und das gilt auch und insbesondere für den Nachwuchs- und Breitensport
Wir GRÜNE freuen uns, dass es nun endlich vorangeht, es ist noch viel zu tun, aber jeder Weg beginnt mit einem ersten Schritt, und den vollziehen wir heute endlich, nach jahrzehntelanger Diskussion. Frankfurt braucht eine Arena, fürs Eishockey, für Basketball, für andere Sportarten, für Welt- und Europameisterschaften, und selbstverständlich auch für die Kultur. Diese Arena bringen wir nun auf den Weg, Zeit wird’s.
Vielen Dank!