Meine Wahlnachlese
Leider hat es für mich im Wahlkreis 36 nicht zum Direktmandat gereicht. Der allgemeine Gegenwind war einfach zu stark, viele Menschen haben daher auch ihre Erststimme der CDU gegeben. Trotzdem machen mich 22,4 % bzw. 11.098 Erststimmen sehr stolz. Als relativ unbekannte Kandidatin habe ich satte 5 % mehr geholt als der langjährige, amtierende SPD-Landtagsabgeordnete, und dies auch in SPD-Hochburgen, wie dem Gallus, dort war der Abstand zur SPD sogar noch größer. In keinem Stadtteil liege ich unter 20 %, und bis auf Ginnheim und Eckenheim habe ich überall die Silbermedaille geholt – im Bahnhofsviertel hat übrigens nur eine einzige Stimme für „Gold“ gefehlt. Das Zweitstimmenergebnis im Bahnhofsviertel (Grüne 27,2 % zu CDU 21,7 %) ist zudem ein Indiz, dass die ständig wiederholte Aussage der CDU, die Menschen dort wollen unbedingt eine Waffenverbotszone, nicht der Wahrheit entspricht.
Als Person mit trans Hintergrund war es für mich keine einfache Entscheidung, überhaupt zu kandidieren. Von der ersten Anfrage im Sommer 2022 bis zur Entscheidung im Herbst 2022, meinen Hut in den Ring zu werfen, habe ich lange hin und her überlegt. Zu groß war die Angst, Ziel von transfeindlichen Angriffen zu sein. Diese Befürchtung war weitestgehend grundlos, was mich auch auf Frankfurt stolz macht. Im Gegenteil: im Wahlkampf habe ich mehr als einmal von Bürger:innen ermunternde und mutmachende Worte bekommen, was mich ganz besonders gefreut hat.
Nun gilt es, den Rechtsruck zu bekämpfen. Die Werte gerade bei jungen Menschen, die die FCKAFD gewählt haben, sind erschreckend. Es gilt, die Gründe dafür rauszufinden und mit denjenigen ins Gespräch zu kommen, die aus Protest Nazis gewählt haben. Diese Menschen müssen und können wir zurückgewinnen. Dafür ist es aber auch nötig, aus unseren - auch räumlichen - Komfortzonen rauszugehen. In Eschersheim oder im Dornbusch Wahlkampf machen kann jede*r, wir müssen auch in den Stadteilen, wie dem westlichen Gallus, wo die AfD starke Ergebnisse eingefahren hat, Präsenz zeigen und mit den Menschen ins Gespräch kommen, sie und vor allem ihre Sorgen und Nöte ernst nehmen. Und dies nicht nur vor den nächsten Wahlen, sondern auch dazwischen. Dies gilt natürlich auch für die anderen Wahlkreise. Denn erst dann können wir die Rechtsextremen wieder dahin schicken, wo sie hingehören: raus aus den Parlamenten, zurück in die Bedeutungslosigkeit.
Der Wahlkampf war lang, intensiv und anstrengend. Ohne mein grandioses Wahlkampfteam hätte ich diese Zeit kaum durchgestanden. Mein Dank gilt daher allen, die mich in dieser Zeit unterstützt haben. Ihr habt früh morgens an S-Bahnstationen gestanden, habt mitten in der Nacht Briefkästen bestückt, habt mich an Ständen unterstützt, plakatiert und bei Podien im Publikum gesessen. Das hat mich unglaublich ge- und berührt. Dafür möchte ich Euch allen ganz herzlich danken. Ebenso möchte ich mich beim unglaublichen Team der KGS bedanken: Ihr habt einen ganz tollen Job gemacht, danke Natalie, Doro, Moritz, Dani und Cem!