Smash the patriarchy!
Liebe Freund*innen,
ich war gerade dabei, mein Grüne Woche-Intro an meine Vorstandskolleg*innen zu schicken, als ich Instagram aufmachte und mich der neueste Post von der Tagesschau zurück in die düstere Realität einer Frau in Deutschland katapultierte. Ich wollte über diese beeindruckende Bundesdelegiertenkonferenz schreiben, die inspirierenden Reden, die lebendigen Debatten. Über die Anträge und natürlich auch über uns im Team Robert. #kanzlerera
*Triggerwarnung: Femizide, sexualisierte Gewalt, Menschenhandel*
Am Dienstag, dem 19. November 2024, wurde von Lisa Paus, Nancy Faeser und Michael Kretschmer das aktuelle Lagebild „Geschlechterspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ vorgestellt. 938 Femizide – 938 Tötungsdelikte im Jahr 2023 an Frauen, weil sie Frauen sind. 52.330 Sexualstraftaten. 180.715 Fälle häuslicher Gewalt. 17.193 Fälle digitaler Gewalt. 591 Fälle von Menschenhandel. Und das sind nur die Zahlen, die in der Statistik auftauchen.
Mit der Istanbul Konvention hat sich Deutschland dazu verpflichtet, genau dieser erschütternden Realität von Frauen – die sich von Jahr zu Jahr verschlechtert – etwas entgegenzusetzen. Wir sind im Jahr 2024 und noch immer gibt es in Deutschland nicht ausreichend Plätze in Frauenhäusern, geschweige denn, dass diese ausfinanziert sind. Noch immer steht unsere Entscheidung über unseren Körper im Strafgesetzbuch – als wären wir nicht fähig, diese Entscheidung selbst zu treffen. Egal wo ich hinschaue, sind patriarchale Strukturen und Misogynie an der Tagesordnung.
„Bist du eine junge Frau in der Politik oder in der Öffentlichkeit, dann ist dir nichts garantiert – außer dass du es garantiert falsch machst. Sind wir selbstbewusst, dann nehmen wir zu viel Raum ein. Tun wir es nicht, nennt man uns Mauerblümchen. Gehasst werden wir so oder so. Über den Hass sollen wir die ganze Zeit reden, aber bitte niemanden damit belästigen, es soll ja um die Inhalte gehen. Auf alles sollen wir eine Antwort haben, aber wehe du hast auf alles eine Antwort – das wäre ja arrogant. Der eigene Lebensstil wird auf Ökoregeln überprüft, die man überhaupt nicht selbst aufgestellt hat. Und wehe du lebst wirklich ökologisch, das wäre ja moralisierend. Und komm bitte jetzt nicht auf den Gedanken, Witze zu machen, das wär ja unseriös. Aber auch schade irgendwie, dass die jungen Frauen heute so wenig Humor haben und selbst dann, wenn wir einfach nur ein einziges Mal ausreden wollen, dann kommen wir leider nicht zum Punkt. 16 Jahre Merkel und bis heute wissen wir nicht, wie eine Politik aussieht, in der wir nicht andauernd daraufhin überprüft werden, wie sehr wir es schaffen, uns in mittelalte Männer zu verwandeln, um selbst daran kategorisch zu scheitern.“
Ganz ehrlich? Mich wundert es überhaupt nicht, dass dieser Ausschnitt aus Luisa Neubauers Laudatio für Ricarda Lang viral ging. Wir als BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind unter anderem aus der Frauenbewegung heraus entstanden. Wir haben als einzige Partei ein Frauenstatut, was unsere Utopie und unser Selbstverständnis widerspiegelt – jedes Mitglied das unserer Partei beitritt, unterschreibt dies mit dem Mitgliederantrag: Wir erkennen an, dass mindestens 50% unserer Plätze in den Gremien, auf den Listen und bei Debatten den Frauen zusteht. Wir setzen uns (ja, auch die Männer!) dafür ein, dass sich diese Utopie von einer gleichberechtigten Welt, Schritt für Schritt in den Gesetzen und in der Realität widerspiegelt. Für all die Frauen in Deutschland und auf der Welt müssen wir bei der nächsten Bundestagswahl ein Zeichen setzen: Wir stehen gemeinsam an der Seite der Opfer und werden alles dafür tun, dass keine Frau mehr ermordet oder sexualisierter Gewalt ausgesetzt wird, nur weil sie eine Frau ist. Wir werden gegen die Ungleichheit und den Rechtsruck, welcher die Fortschritte Stück für Stück wieder vernichtet, kämpfen. In unserer Partei, am Küchentisch, auf der Straße und in den Parlamenten.
Ihr fragt euch, wie das gehen soll? Ich hätte da ein paar Vorschläge: Wir sehen uns alle morgen (Samstag, 23.11.) auf der Wahlversammlung, um dort unsere Kandidat*innen für die Bundestagswahl zu wählen. Am Montag (25.11.) treffen wir uns um 17:00 Uhr an der Konstabler Wache, um gemeinsam am Tag gegen Gewalt an Frauen* und Mädchen* auf die Straße zu gehen. Und ansonsten werden wir gemeinsam diesen Wahlkampf rocken, um in der nächsten Amtsperiode im Bundestag den konservativen und rechten Kräften etwas entgegenzusetzen.
In diesem Sinne: Smash the patriarchy!
Eure Kathi
Beisitzerin im Kreisvorstand Frankfurt am Main