Wir müssen reagieren.
Liebe Freund*innen,
am 01. Juli ist der Tag gegen antimuslimischen Rassismus. An diesem Tag gedenken wir auch Marwa El-Sherbini und allen Opfern antimuslimischer Gewalt.
Marwa war damals 31 Jahre alt und wollte eine schöne Zeit mit ihrem kleinen Sohn auf dem Spielplatz in Dresden verbringen. Sie bat den 29-jährigen Alex W. darum, die Schaukel für ihren Sohn freizumachen. Alex W. sah, dass sie ein Kopftuch trug, wurde wütend und beleidigte sie als „Islamistin“ und „Terroristin“. Marwa zeigte das rassistische und islamfeindliche Verhalten von Alex W. an.
Ein Jahr später kam der Fall vor Gericht.
Der Angeklagte erschien nicht nur zum Gerichtstermin, sondern packte auch ein Messer in seinen Rucksack ein. Alex W., ein NPD-Sympathisant, erstach die schwangere Marwa 18-mal im Gerichtssaal. Als ihr Ehemann Elwy Okaz zur Hilfe eilte, wurde er von einem Beamten ins Bein geschossen, weil dieser ihn versehentlich für den Angreifer hielt. Das Ganze ereignete sich vor den Augen des 3-jährigen Sohnes von Marwa und Elwy.
Marwa starb an den Verletzungen, Elwy kam knapp davon.
Die 32-jährige Apothekerin aus Ägypten wollte an diesem Tag Gerechtigkeit und ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit setzen, doch stattdessen verloren sie und ihr ungeborenes Kind das Leben. Nur, weil sie ein Kopftuch trug.
Täglich gibt es in Deutschland fünf antimuslimische Vorfälle. Und das sind nur die Fälle, die offiziell gemeldet werden. Die Dunkelziffer ist noch viel höher, weil viele Betroffene nicht wissen, dass sie eine Anzeige erstatten dürfen, oder Angst davor haben. Es muss aber nicht immer zur Gewalt kommen, damit wir reagieren, wenn wir antimuslimischen Rassismus bezeugen.
Wenn jemand im Klassenzimmer einem Mädchen mit Kopftuch sagt, dass sie unterdrückt wird, dann müssen wir reagieren.
Wenn Männer ihre Qamis tragen und jemand „Witze“ darüber macht, dass sie eine „Bombenstimmung“ verbreiten, dann müssen wir reagieren.
Wenn eine Ramadan-Beleuchtung aufgehängt wird und einige von der „Islamisierung“ Deutschlands sprechen, dann müssen wir reagieren.
Wenn das Beten 5-Mal am Tag als Pausenverlängerung oder „Faulheit“ am Arbeitsplatz gesehen wird, dann müssen wir reagieren.
Eure Cristina Sîrbu
Beisitzerin im Kreisvorstand