Frankfurter Neue Presse: Gärtnerdorf soll ein Quartiersmanagement erhalten
Ziel ist die Verbesserung der Lebenssituation und die Stärkung des sozialen Zusammenhalts
Ein Quartiersmanagement im Programm „Aktive Nachbarschaft“ für Oberrad fordert der Ortsbeirat 5. Ein Antrag der Grünen wurde jetzt fast einstimmig verabschiedet, nur die AfD war dagegen.
Das Mainfeld als Vorbild
Worum geht es? Die Aufgabe, das städtische Programm, das Institutionen im Stadtteil vernetzen soll, übernimmt ein sozialer Träger. In Niederrad beispielsweise ist es die Caritas, die seit 2005 in der Siedlung Mainfeld soziale Angebote in die Hand nimmt. Dazu gehört eine Beratungsstelle mit Sozialsprechstunde dienstags und mittwochs im Büro in der Goldsteinstraße 14b, zudem das Senioren-Stadtteilbüro, das Café Mobile und das Frauencafé. Das Quartiersmanagement organisiert Feste wie das beliebte Suppenfest.
Ziel ist die Verbesserung der Wohn- und Lebenssituation und die Stärkung des sozialen Zusammenhalts in den ausgewählten Gebieten. 16 Quartiere werden zurzeit in ganz Frankfurt betreut. „Die Quartiere werden durch das Stadtparlament festgelegt und zur Weiterentwicklung des Programms stetig ergänzt“, heißt es auf der Internetseite des Projekts www.frankfurt-sozialestadt.de.
„Das Sozialdezernat steuert das Programm, den Quartiersmanagerinnen und -managern obliegt die Aktivierung der Bürger, die Vernetzung bereits vorhandener Initiativen und die Durchführung lokaler Projekte“, ist auf der Seite zu lesen.
Dass auch den Bürgern in Oberrad ein solches Programm gut tun würde, weiß Cary Drud, Antragsteller und Fraktionschef der Grünen. „Viele Familien auch mit Migrationshintergrund sind nach Oberrad gezogen. Das Wohngebiet an der Wiener Straße könnte Unterstützung gebrauchen, und es gibt die Flüchtlingsunterkunft. Die Grundschulkinder an der Gruneliusschule stammen zu einem großen Teil aus Familien mit Migrationshintergrund. Der Bedarf an Beratung ist in den letzten Jahren gestiegen.“ Der Antrag der Grünen ist schon seit September auf der Tagesordnung und wurde zunächst geschoben. Zahlreiche E-Mails von Bürgern gingen seither beim Ortsbeirat ein, um die Forderung zu unterstützen. „27 Mails haben uns erreicht, das ist selten, dass so viele Bürger sich zu einem Thema melden“, sagt Drud. Gerade Jugendliche bräuchten mehr Unterstützung, schrieb einer.
Eine Mutter von zwei inzwischen erwachsenen Kindern etwa schrieb: „Ich weiß, wie wichtig das soziale Netzwerk für Oberrad ist. Ich war selbst aktiv in den Fördervereinen der Kindertagesstätte Herz-Jesu und im Förderverein der Gruneliusschule tätig. Diese Einrichtungen sind enorm wichtig, um die soziale Eingliederung von Kindern aus sozial schwachen Verhältnissen, aus ausländischen fremdsprachigen Haushalten, deren Eltern die deutsche Sprache nicht beherrschen, zu unterstützen und zu fördern.“ Eine weitere Mail lautet: „Ich kenne die Arbeit des Quartiersmanagements aus der Nordweststadt und sehe gerade für Oberrad eine große Chance, langfristig und nachhaltig das Miteinander zu stärken und den Problemen entgegenzuwirken.“
„Eine Stelle zu schaffen, die den Stadtteil, seine Bedürfnisse und sein Potenzial, kurzum die Menschen, die hier leben, im Blick hat, diese sichtbar macht und zusammenführt, wäre eine großartige Chance für das Zusammenleben in unserem schönen Oberrad“, lautet eine andere Mail.
Viele fühlen sich ausgegrenzt
Der Ortsvorsteher und Oberräder CDU-Vorsitzende Christian Becker hält deshalb ein Quartiersmanagement für „sehr sinnvoll“. „In unserer Gesellschaft fühlen sich immer mehr Bürgerinnen und Bürger ausgegrenzt und am Rand stehend. Es ist wichtig, diesen Menschen eine Perspektive zu geben. Das Quartiersmanagement wird eine sehr gute Ergänzung zu den bereits bestehenden Einrichtungen und Institutionen sein.“ Stefanie Wehr