GRÜNE gratulieren der Jüdischen Gemeinde zum 75. Jahrestag der Wiederbegründung
Zum 75. Jahrestag der Wiederbegründung der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am
Main nach 1945 erklären die Fraktionsvorsitzenden der GRÜNEN im Römer, Tina
Zapf-Rodríguez und Dimitrios Bakakis:
„Wir gratulieren der Jüdischen Gemeinde auf das Herzlichste zum 75. Jahrestag
ihrer Wiederbegründung. Die erneute Gründung der Gemeinde nach dem Holocaust
ist etwas ganz Besonderes, wir freuen uns sehr das feiern zu können.
Wir können uns sehr glücklich schätzen, eine so lebendige und vielfältige Jüdische
Gemeinde in Frankfurts Mitte zu haben, die mit ihren Angeboten in die gesamte
Stadtgesellschaft hineinreicht und das Leben in Frankfurt noch diverser und bunter
macht. Es gibt Konzerte und Vorträge, die allen offenstehen. Der jüdische
Sportverein Makkabi und die Jüdische Volkshochschule, Kindergarten und
Kindertagesstätte bereichern die Stadt ungemein. Die Lichtigfeldschule, an der seit
2021 auch Abitur gemacht werden kann, ist ein wichtiger Baustein insbesondere für
die jüngere Generation. Am Aufbau der Lichtigfeldschule, ehemals das Philanthropin,
war der in der letzten Woche verstorbene Harry Schnabel maßgeblich beteiligt. Auch
an dieser Stelle möchten wir noch einmal unser herzliches Beileid ausdrücken.
Die Jüdische Gemeinde steht allen offen, seien sie orthodox, liberal oder ohne
Bekenntnis, sie ist Heimat für alle Gemeindemitglieder. Über die wachsende Zahl der
Mitglieder freuen wir uns mit der Gemeinde und darüber, dass sie auch
Neumitglieder gut an sich bindet. Die vorbildliche Arbeit der Jüdischen Gemeinde
wirkt nachhaltig in und für die Stadt Frankfurt.
Wir wissen, dass die Geschichte nach 1945 nicht konfliktlos war. Streitpunkte waren
zum Beispiel die Debatte und Proteste um die Bebauung des Börneplatzes, die im
Jahr 1987 in der Besetzung des Platzes mündeten. Bei Bauarbeiten wurden Relikte
des mittelalterlichen Ghettos und der 1938 zerstörten Synagoge entdeckt. Die
Proteste forderten, der historischen Bedeutung des Börneplatzes und seiner
Umgebung für die jüdische Geschichte der Stadt durch entsprechende bauliche
Maßnahmen gerecht zu werden. Ihren Forderungen wurde insoweit entsprochen, als
die Fläche des heutigen Neuen Börneplatzes nicht bebaut wurde. Hier entstand bis
1996 die Gedenkstätte Neuer Börneplatz.
Ein solches Jubiläum gibt darüber hinaus auch die Möglichkeit sich bedeutender
Menschen zu erinnern. Zwei möchten wir ganz besonders hervorheben:
Ignatz Bubis und Trude Simonsohn. Der ehemalige Vorsitzende Ignatz Bubis war
ehemaliger Stadtrat und hat sich als solcher für die Belange der Stadt Frankfurt
eingesetzt. Trude Simonsohn war eine unermüdliche und authentische Zeitzeugin.
Als Überlebende des Holocaust konnte sie Zeugnis ablegen von den
nationalsozialistischen Verbrechen und als engagierte Bürgerin vielen jungen
Menschen verdeutlichen, wie wichtig der Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus
und Rechtsextremismus auch in der Gegenwart ist.
Es ist auch unsere Aufgabe als Stadtverordnete, uns gegen Antisemitismus, auch in
Frankfurt, entschieden zur Wehr zu setzen und die Demokratie zu stärken. In dem
Maße, wie eine Gesellschaft Antisemitismus bekämpft, zeigt sie, wie klar sie
demokratische Werte insgesamt zu verteidigen in der Lage ist.“