Veränderung wagen mit unserem neuen Masterplan Mobilität
Liebe Freundinnen und Freunde,
der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und Veränderungen machen ihm Angst. Nicht allen gleich, viele freuen sich auch auf Neues, aber gerade in der Politik erleben wir schon oft, dass ein großer Teil der Bevölkerung am liebsten alles so lassen würde, wie es ist. Wir sind aber eine Partei, die gestalten will, verbessern will, und damit auch verändern will. Angesichts der Klimakatastrophe muss einfach auch vieles verändert werden, wenn wir einen vernünftigen Blick auf die Situation wagen und nicht einfach den Kopf in den Sand stecken. In der Geschichte gab es immer Veränderungen, und im Nachhinein zeigte sich sehr oft, dass diese bald akzeptiert wurden und als ganz selbstverständlich zur neuen Gewohnheit wurden.
Vor fast genau 50 Jahren, am 8. Mai 1973, wurde die Frankfurter Zeil zur Fußgängerzone umgewandelt. Vorher eine vielbefahrene Straße, was erhebliche Gefährdungen der einkaufenden Menschen auf recht schmalen Bürgersteigen mit sich brachte, wurde an diesem Tag der Zugang an der Kreuzung Zeil/Kurt-Schumacher-Straße mit Betonblöcken versperrt. Eine radikale Lösung, die auf erheblichen Widerstand stieß. Die Geschäftsinhaber*innen fürchteten Umsatzrückgang, die Bewohner*innen der Innenstadt hatten Angst vor mehr Verkehr in ihren Wohnstraßen. Dieselben Befürchtungen, denen wir noch heute begegnen, zum Beispiel in der Diskussion um die Verkehrsberuhigung des Oeder Wegs. Dabei ist jede Adresse dort nach wie vor mit dem Auto zu erreichen, es gibt Kurzzeitparkplätze, die für die Geschäfte eigentlich Vorteile bringen, und auch was den Ausweichverkehr in Nachbarstraßen angeht, sind wir dabei, dort durch entsprechende Maßnahmen ebenfalls für Beruhigung zu sorgen. Wir sind lange nicht so radikal mit unseren Lösungen wie damals vor 50 Jahren unsere Vorgänger*innen bei der Sperrung der Zeil, das muss man sich bewusst machen. Meine Prophezeiung: so wie wenig später die Sperrung der Zeil für den Autoverkehr erst akzeptiert, und dann für selbstverständlich richtig eingeschätzt wurde, wird in wenigen Jahren auch niemand mehr die Bäume und Büsche, die Sitzgelegenheiten und Blumenbeete am Oeder Weg wegräumen und die Straße wieder zur Autodurchgangsstraße machen wollen.
Unser grün geführtes Verkehrsdezernat hat in dieser Woche den Masterplan Mobilität vorgestellt, den das Dezernat in einem aufwändigen Beteiligungsprozess unter Einbeziehung von 3000 Bürger*innen und unter Einbeziehung zahlreicher Verbände, gerade auch aus der Wirtschaft, und mit hochkarätiger wissenschaftlicher Unterstützung hat erarbeiten lassen. Dieser Masterplan Mobilität soll den Generalverkehrsplan von 2005, der komplett veraltet ist, ablösen, und muss jetzt im Parlament verabschiedet werden. Dieser Masterplan zeigt den Weg in die Mobilitätswende, er zeigt, wie wir Frankfurt ruhiger, grüner und sicherer machen können. Aber er ist eines ganz sicher nicht: er ist nicht das Ende des Autos als Fortbewegungsmittel in Frankfurt.
Wenn es uns gelingen würde, in den nächsten Jahren die Zahl der Autos auf den Frankfurter Straßen um 10% zu reduzieren, wäre dies schon ein großer Erfolg. 10% mehr Platz auf unseren Straßen für die anderen Verkehrsteilnehmer*innen, 10% mehr Platz für Bäume und Blumen, für Sitzgelegenheiten, 10% weniger Verkehrslärm, außerdem weniger Unfälle, insbesondere weniger Verletzte und Tote auf unseren Straßen, das sind Ziele, gegen die doch niemand ernsthaft etwas haben kann. Und wenn dann die Akzeptanz dafür da wäre, in weiteren Schritten den Autoverkehr weiter zu reduzieren, dann spräche da doch nichts dagegen.
Aber da ist ja noch die Angst vor Veränderung. Derzeit läuft eine massive Verleumdungskampagne gegen unsere grüne Verkehrspolitik, die auf dieser Angst vor Veränderung aufsetzt. Aus kleinen Schritten wird gleich das Ende des Autos fabuliert und die Angst geschürt, bald könne man in Frankfurt nicht mehr Auto fahren.
Wir sollten die Ängste ernst nehmen, wir sollten mit den Menschen reden, wo immer sich die Möglichkeit ergibt, und erklären, was wir wirklich vorhaben. Aber wir sollten uns nicht selbst Angst machen lassen von denen, die um jeden einzelnen Parkplatz, um jede Autospur kämpfen, oft auch einfach um den Erhalt persönlicher Privilegien.
Die Geschichte der Zeil lehrt uns, es lohnt sich, neue Wege zu wagen und Risiken einzugehen.
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!
Euer Thomas Schlimme