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Offene Antwort auf den offenen Brief des Dachverbandes Frankfurter Gewerbevereine e. V. und der örtlichen Gewerbevereine

Donnerstag, 3.11.2022

An den Dachverband Frankfurter Gewerbevereine e. V.

An die Aktionsgemeinschaft Schillerstraße - Eschenheimer Turm –Aktiv e. V.

An die Aktionsgemeinschaft Schweizer Straße

An die Gewerbeverein Bockenheim Aktiv e. V.

An die Gewerbeverein Bornheim Mitte e. V.

An die Geschäftsring Dornbusch e.V.

An die Interessengemeinschaft „Untere Bergerstraße“ e. V.

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

vielen Dank für Ihren Brief.

Wir würden uns freuen, wenn wir mit Ihnen in einen direkten Austausch zur Zukunft der Frankfurter Einkaufsstraßen kommen können.

Da es aber ein paar Missverständnisse zu geben scheint, möchten wir diese gerne vorab aus dem Weg räumen. Die Straßen mit vielen tollen Einzelhandelsgeschäften unterscheiden sich in Frankfurt stark von ihrer Struktur und werden aktuell auch unterschiedlich behandelt.

Die Schweizer Straße ist Teil des Beschlusses „Fahrradstadt Frankfurt“ NR 895/2019. Hier soll ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben werden. Die Verkehrliche Machbarkeitsstudie dazu ist bereits gelaufen und nun gibt es vom 7. – 12. November 2022 eine Aktionswoche zur Umgestaltung mit u.a. einer öffentlichen Ausstellung in der Filiale der Frankfurter Volksbank (Schweizer Straße 39), einer Informationsveranstaltung am 8. November, einer Online-Beteiligung und einer E-Mail-Adresse sowie Telefonhotline. Die Aktionsgemeinschaft Schweizer Straße hat sich bereits vor Monaten zu dem Prozess geäußert. Niemals stand es zur Debatte, dass es keinen Autoverkehr mehr auf der Schweizer Straße geben sollte.

Zur Leipziger Straße bemüht sich der Ortsbeirat 2 seit Jahren um eine Änderung der Straßenaufteilung, da es viele Beschwerden zu Konflikten der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmenden gibt. Im Mai dieses Jahres wurde deswegen ein „Runder Tisch“ Leipziger Straße, zu welchem auch die Gewerbetreibenden eingeladen wurden, initiiert (siehe u.a. STE 1063/22). Auch auf der Berger Straße zeigen die vielen Anregungen der Ortsbeiräte 3 und 4, dass die Situation als nicht ideal empfunden wird. Zu beiden Straßen liegen aktuell keine Umplanungen vor. Die negative Entwicklung der mittleren Berger Straße zwischen der Höhenstraße und dem Uhrtürmchen dürften Ihnen darüber hinaus bekannt sein. Die hohe Fluktuation und der hohe Leerstand in diesem Abschnitt rührt vor allem aus einer sehr geringen Aufenthaltsqualität, die wiederum auf den Durchgangsverkehr und die begrenzten Möglichkeiten einer Außengastronomie zurückzuführen ist.

Der Oeder Weg gehört auch zum Beschluss „Fahrradstadt Frankfurt“, allerdings im Gegensatz zur Schweizer Straße, als provisorisch umgestaltete Nebenstraße. Auch beim Oeder Weg ist der Autoverkehr weiterhin zugelassen.

Die Schillerstraße ist zwischen der Zeil und der Rahmhofstraße schon jetzt autofrei. In seiner Sitzung am 4. Oktober verabschiedete der Ortsbeirat 1, der sich aus gewählten Vertreter*innen der Bürger*innen vor Ort zusammensetzt, einstimmig eine Anregung an den Magistrat (OM 2815/22), dass auch der obere Teil bis zum Eschenheimer Turm in eine reine Fußgängerzone umgewandelt werden soll.

Wir bedauern es sehr, dass Sie den Austausch zwischen dem Dezernat XII für Mobilität und Gesundheit, den Ortsbeiräten und den Gewerbevereinen nicht als strukturiert wahrgenommen haben. Wir als Stadtverordnete haben den Austausch zu den Fahrradfreundlichen Nebenstraßen (Oeder Weg, Grüneburgweg, Kettenhofweg) von den Veröffentlichungen der angedachten Pläne, öffentliche Diskussionen, Runden Tischen, Briefwurfsendungen und Feedback-Möglichkeiten per Mail oder telefonisch bis zu den Ortsbeiratsbeschlüssen intensiv mitverfolgt und begleitet. Nie werden alle Parteien glücklich sein, aber die Diskussionen haben wir wahrgenommen und in den gewählten Gremien fanden sich jeweils Mehrheiten für die aktuellen Ausführungen.

Da Ihnen keine belastbaren Studien zur Umgestaltung von Straßen vorliegen, möchten wir Ihnen gerne einige Quellen nennen:

Folgende Meta-Studie fasst z.B. die Literatur zu Studien aus den USA und Kanada zusammen: Volker J.M.B. & Handy S. (2021): Economic impacts on local businesses of investments in bicycle and pedestrian infrastructure: a review of the evidence. Transport Reviews, 41:4: 401-431 (https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/01441647.2021.1912849).

Drüber hinaus möchten wir Sie auf folgende Literatur hinweisen:

The Globe and Mail (2022): New spin on parking spaces during pandemic reaps benefits

Goodnews Magazin (2021): Mehr Umsatz durch autofreie Straßen

IASS (2021): Mobilität beim Einkaufen: Händler überschätzen Rolle des Autos

Manager Magazin (2021): Fußgänger sind die wahren Umsatzbringer

Forbes.com (2019): Closing Central Madrid To Cars Resulted In 9.5% Boost To Retail Spending

University of Toronto (2021): Toronto’s COVID-19 bike lane expansion boosted access to jobs, retail

Bloomberg.com (2021): The business case for car-free streets

Der Standard (2019): „Begegnungszonen sind gut fürs Geschäft"

Forbes.com (2018): Cyclists spend 40% more in London Shops than motorists

Wirtschaftswoche (2014): 4 Gründe, warum Fahrradwege die Wirtschaft ankurbeln

Studie der ECF (2016): Radfahrer gut für Einzelhandel

Bereits in mehreren Städten unterschiedlicher Größe, sowohl national als auch international, ergaben sich positive Effekte bei einer Aufwertung der Lebensqualität durch weniger Autos und mehr Fuß- und Radverkehr. Und wir sind davon überzeugt, dass sich Frankfurt in diese Reihe einreihen wird. Erste Ergebnisse werden wir voraussichtlich durch die Begleitstudie zum Oeder Weg im nächsten Jahr erhalten.

Als positives Beispiel für weniger Parkplätze und mehr Außengastronomie (und damit eine höhere Aufenthaltsqualität) dürfen wir die Braubachstraße anführen. Die vielen Cafés und Restaurants, die ihre Tische und Stühle nun auf ehemaligen Parkplätzen aufstellen, konnten dadurch deutlich mehr Besucher*innen anziehen. Auch dort stehen in unmittelbarer Nähe mit dem Parkhaus Dom/Römer zahlreiche Stellplätze zur Verfügung.

Wir hoffen, wir konnten einige Missverständnisse aufklären. Mit Ihren Forderungen können wir uns sehr gut identifizieren, denn sie sind auch unsere.

Wir freuen uns auf den weiteren Dialog, gerne auch bei persönlichen Treffen.

Mit freundlichen Grüßen

Die Mobilitätspolitiker*innen der GRÜNEN im Römer

Julia Eberz, Friederike von Franqué, Dr. Katharina Knacker, Johannes Lauterwald, Thomas Schlimme