Erstes Passivhausklinikum der Welt ist gebaut
„Kommunale Trägerschaft ist unsere Zukunft, wenn wir den Niedergang der deutschen Gesundheitsfürsorge aufhalten wollen.“
Manuela Rottmann im Gespräch mit Prof. Stelter, internationale Kapazität und revolutionärer Erneuerer der Chirurgie
Am 23. Januar 2023 wird das großartige, neue Klinikum Höchst eröffnet. Es ist ein unverzichtbarer Bestandteil für die Gesundheitsversorgung im Frankfurter Westen und der ganzen Region. Und es ist das erste Klinikum der Welt, das in Passivhausbauweise realisiert wurde.
Manuela Rottmann, die als Gesundheitsdezernentin maßgeblich das Haus vorangetrieben hat: „Die Stadt Frankfurt muss auch künftig ihren Beitrag für die kommunale Gesundheitsvorsorge leisten. Dazu gehört das Bekenntnis zu einem kommunalen Krankenhaus ebenso wie die Bereitschaft, für einen Neubau die Mittel in die Hand zu nehmen, das Klinikum auch künftig weiterzuentwickeln und sich mutig mit der Region zu positionieren.“
Prof. Wolf Stelter, eine weltweit anerkannten „Legende“ der Herzchirurgie und ehemaliger Medizinischer Direktor des Krankenhauses Höchst unterstützt im Gespräch mit Rottmann diese Einschätzung: „Kommunale Trägerschaft ist unsere Zukunft, wenn wir den Niedergang der deutschen Gesundheitsfürsorge aufhalten wollen“, so Wolf Stelter.
Als ehemalige Gesundheitsdezernentin hat Manuela Rottmann das neue Klinikum maßgeblich mit entwickelt und seine Umsetzung vorangetrieben: „Das war anfangs ein ziemlich harter Brocken. Die üblichen Bedenkenträger wollten das Projekt aufhalten mit Hinweis auf eine angebliche Überversorgung im Krankenhausbereich - und die Festlegung auf eine Passivhausweise wurde gar als undurchführbar kritisiert.“
Prof. Stelter: „Als ich vor 40 Jahren als Chirurg in Höchst anfing, wollte die Stadt das Haus voranbringen, ein neuer OP-Trakt wurde gebaut und der dringend notwendige Kreißsaal. Doch Anfang der 90er Jahre wurde die Lage schwieriger, die Politik zog sich aus finanziellen Gründen immer mehr zurück, das kommunale Engagement für das Gesundheitswesen wurde zunehmend in Frage gestellt. Die dringend notwendige Modernisierung schien mir in weiter Ferne.
Da kam 2006 eine neue Gesundheitsdezernentin namens Manuela Rottmann. Und gleichsam mutig wie überraschend präsentierte sie mir ihre Überlegungen eines kompletten Neubaus. Sie hörte inhaltlich auf die Fachleute aus der Medizin, und politisch ging sie hartnäckig ihren Weg. Heute, knapp 20 Jahre später, können wir schon ein wenig stolz sein auf das neue Haus Das Krankenhaus ist als ein Haus der Maximalversorgung für das Frankfurter Gesundheitswesen existenziell. Gerade auch bei der Versorgung der Kinder.“
Die heutige Umweltdezernentin Rosemarie Heilig, einst von Manuela Rottmann als Geschäftsführerin für den Klinikbau berufen: „Ich weiß noch, dass ich Stunden mit Manuela Rottmann zusammengesessen habe, um die politischen Widerstände gegen das Haus zu überwinden, es wurde über einen angeblichen Bettenüberhang im Gesundheitsbereich diskutiert und dass Kapazitäten abgebaut werden müssten. Unglaublich, angesichts der dramatischen Situation in vielen Krankenhäuser heute! Und es galt, die ewig gestrigen Vorurteile gegen energetisches Bauen zu abzubauen. Dass wir das weltweit erste Krankenhaus in Passivhausweise sind, zeigt nicht nur, dass es technisch geht, wenn Fachleute am Werk sind, es hilft uns natürlich in Zeiten steigender Energiekosten auch finanziell erheblich.“
Manuela Rottmann: „Ich freue mich mit den Patientinnen und Patienten und den Beschäftigten über das neue Haus. Hier werden die Arbeit und das Gesundwerden leichter fallen als im alten Bettenbau. Die Kliniken, zu denen in Frankfurt neben der Uni-Klinik auch traditionsreiche gemeinnützige Häuser gehören, brauchen aber auch weniger Abrechnungsbürokratie und mehr Zeit für kranke Menschen. Ich werde mich beim Bund dafür einsetzen, dass bisher systematisch unterfinanzierte Bereiche wie die Kinder- und Jugendmedizin in Zukunft ausreichend von den Krankenkassen finanziert werden. Das gilt auch für den ambulanten Bereich: Frankfurt braucht mehr Kinderärztinnen und -ärzte in den Stadtteilen. Dafür werde ich mich gemeinsam mit anderen Städten einsetzen, die vor dem gleichen Mangel stehen.“
Das ausführliche Gespräch von Manuela Rottmann mit Prof. Wolf Stelter über das Leben eines begeisterten Chirurgen, über der Grenzen der Privatisierung im Gesundheitsbereich, über die Sonderstellung des Klinikums Höchst und die besonderen Anforderungen, mit Patient*innen und Politiker*innen umzugehen, finden Sie auf YouTube unter https://youtu.be/Dd8qQ99jFcc.