Jahrestag des Pogroms in Rostock-Lichtenhagen
Liebe Freund*innen,
ich möchte heute die Aufmerksamkeit auf ein dunkles Kapitel unserer Geschichte lenken, das uns daran erinnert, wie wichtig es ist, gegen Rassismus und Rechtsextremismus zu kämpfen.
Im August 1992 erschütterte das rassistische Pogrom in Rostock-Lichtenhagen die gesamte Bundesrepublik und zeigte die schrecklichen Auswirkungen von Hass und Intoleranz.
Zwischen dem 22. und dem 25. August versammelten sich Rechtsextremist*innen und entluden ihre Wut in einer Gewaltwelle auf Geflüchtete, vietnamesische Vertragsarbeiter*innen und asylsuchende Rom*nja.
Zwei Gebäude wurden von den Angreifer*innen mit Steinen und Brandsätzen beworfen, während tausende Schaulustige den Mob durch rassistische Parolen anspornten. Eine Ausschreitung ereignete sich ein paar Tage später, als die Polizei sich zurückzog. Bis zu 150 Menschen entkamen nur knapp dem Tod, als sie über das Dach eines brennenden Gebäudes in ein Nachbarhaus flohen. Währenddessen mussten sich die Opfer immer wieder Sprechchöre wie „Deutschland den Deutschen“ und „Wir kriegen euch alle“ anhören.
Eine umfassende Aufarbeitung des Pogroms hat kaum stattgefunden. Dabei handelt es sich um die massivste rassistische Ausschreitung der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Diese abscheulichen Ereignisse verdeutlichen, wie schnell Vorurteile und Hass zu zerstörerischen Taten führen können.
Das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen vor 31 Jahren mahnt uns, niemals zu vergessen, dass Rassismus und Diskriminierung existieren und wir aktiv gegen sie vorgehen müssen.
Leider ist die Bedrohung durch Rechtsextremismus in unserer Zeit immer noch präsent. Angriffe auf Geflüchtetenunterkünfte sind bundesweit innerhalb eines Jahres um 73 % gestiegen.
Im gerade anlaufenden Landtagswahlkampf registrieren wir einen besorgniserregenden Anstieg antidemokratischer Rhetorik und Argumentationen.
Wir dürfen nicht zulassen, dass rassistische Rhetorik wieder Hass und Spaltung schürt.
Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Gesellschaft erneut den Verlockungen der Intoleranz erliegt.
Es liegt in unserer Verantwortung, ein klares Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen und für eine Gesellschaft einzutreten, in der Vielfalt und Respekt hochgehalten werden.
Wir müssen uns mit denjenigen solidarisieren und diejenigen beschützen, die von Diskriminierung betroffen sind. Lasst uns nicht vergessen, dass wir die Gesellschaft gestalten können, indem wir uns für Toleranz, Gerechtigkeit und Menschlichkeit einsetzen.
Wenn wir an Rostock-Lichtenhagen denken, erinnern wir uns daran, wie wichtig es ist, unsere Gesellschaft vor den Gefahren des Hasses zu schützen. Lasst uns als GRÜNE vereint auftreten und zeigen, dass wir für eine weltoffene und gerechte Zukunft stehen.
Gemeinsam können wir einen Unterschied machen und die Stimmen der Spaltung bekämpfen!
Eure Cristina Sîrbu