Grüne Woche - KW 10/2025
Liebe Freundinnen und Freunde,
Ich kann mich an meine erste konkrete Konfrontation mit dem Feminismus ganz gut erinnern. Ich war neun und meine Kinderärztin hatte meinen Eltern gerade geraten, mir die Mandeln entfernen zu lassen, „weil man es halt so macht.“ Mein Vater hatte dazu eine andere Meinung. „Meine Tochter ist ja ganz gesund und soll die Entscheidung selbstständig treffen; es betrifft letztendlich ihren Körper.“
Heute, nach fast 40 Jahren Erfahrung als Frau in dieser Gesellschaft, möchte ich euch drei Sachen aus dieser persönlichen Geschichte mitgeben.
Erstens: Kleine, simple Sätze können zwar sehr mächtig sein, allein reichen sie aber nicht aus. Denn wir Frauen können immer noch nicht selbstständig über unsere Körper entscheiden. Solange hier in Deutschland §218 noch in Kraft ist, bestimmt ein 150-Jahre altes Gesetz über unsere Körper. Solange der Gender-Pay-Gap nicht einfach eine schlechte Erinnerung aus der Vergangenheit ist, wir für den Großteil der Sorgearbeit zuständig und vier von fünf Frauen von Altersarmut gefährdet sind, sind wir noch nicht gleichberechtigt. Es macht mich wütend, dass die Bedeutung des 8. März als feministischer Kampftag in keinster Weise überholt ist. Dabei möchte ich die erreichten Meilensteine nicht kleinreden. Wir haben als Gesellschaft eine Menge erkämpft. Aber wir sind doch auch nicht so weit, wie unsere Verfassung es mit dem Artikel 3 „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ meint.
Zweitens: Wir Frauen brauchen Mitstreiter. Ein Problem, das gesamtgesellschaftlich ist, kann nicht von der Hälfte der Gesellschaft allein gelöst werden. Änderungen anstoßen funktioniert nur gemeinsam. Jede Frau kann von blöden Kommentaren erzählen, wenn wir in banalen alltäglichen Situationen den Mund aufmachen. Es braucht Mut, diese Anfeindungen aushalten zu können. Es kostet unfassbar viel Energie, sich immer die Frage zu stellen: „Sage ich jetzt wieder was oder lasse ich es einfach?“ Ja, Feminismus braucht Ausdauer und Courage. Gleichberechtigung im Alltag entsteht durch Vorbilder, Erziehung und Miteinander. Deswegen kann es nicht nur an uns liegen, einfach weiter mutig, laut und ausdauernd genug zu sein. Wenn wir es nicht immer hinbekommen, haben wir die Gleichberechtigung dann nicht verdient? Es ist an uns allen, und zwar allen zusammen, weiter mutig, laut, ausdauernd und füreinander da zu sein. Sich dem Patriarchat entgegenzustellen hat kein Geschlecht.
Drittens: „Es wird halt so gemacht.“ Ist kein Satz, mit dem wir uns je zufriedengeben sollten. Widerstand bedeutet, sich bewusst die Frage zu stellen, in welchem Land wir leben wollen. Heute, zwei Wochen nach der Bundestagswahl, wissen wir ganz genau, dass der gesunkene Frauenanteil im Deutschen Bundestag eine Bedeutung für die politische Repräsentanz haben wird. Wenn wir am 08. März auf die Straßen gehen, setzen wir mit unserem Protest ein Zeichen für unsere Regierung: wir schauen ganz genau hin, wie ihr es mit den Frauenrechten und der Gleichberechtigung meint. Wir werden weiter mutig, laut und ausdauernd sein, denn wir haben einen langen Atem und wissen, was es zu verlieren gibt.
Immer, wenn ich am 08. März protestiere, machen sich unterschiedliche Gefühle in mir breit. Einerseits fühle ich mich den Menschen um mich herum verbunden. Zusammensein, dazugehören, das Richtige zu tun, all das macht mir Mut. Andererseits muss ich immer an die Frauen weltweit denken, die an diesem Tag nicht ohne Weiteres protestieren dürfen. An die Frauen in Russland, die am 08.03.2022 verhaftet wurden, weil sie sich für die Ukraine eingesetzt haben. An die Frauen in der Türkei, die trotz Demonstrationsverbots sich am 08.03.2023 versammelten. Später setzte die Polizei Pfefferspray gegen die Demonstrantinnen ein. An die Frauen in Ghana, die am 03.März gegen nichts Geringeres als das Hexerei-Gesetz protestieren. Oder an die Frauen in Afghanistan, deren Rechte vor laufenden Kameras geraubt werden. Wären Frauenrechte eine Weltkarte, gäbe es da nur wenige Länder, die fortgeschritten sind.
Ich fühle mich diesen Frauen verpflichtet.
„Wir sind nicht frei, solange nicht jede frei ist."
Wir sind stärker, wenn wir zusammenhalten, und am stärksten sind wir gemeinsam. In diesem Sinne, wir sehen uns im Alltag und bei der Kundgebung am 08.März!
Mit feministischen Grüßen,
Eure Desislava
Beisitzerin im Kreisvorstand
P.S. Wir treffen uns am Samstag, den 08.03.2025 um 16:30 am Rathenauplatz. Im Anschluss findet ein Frauen*-Vernetzungstreffen ab 18:30 in der KGS statt.
Die Themen:
Beschluss der U4: Entscheidender Meilenstein beim Ausbau der meistgenutzten Frankfurter U-Bahn
Liebe Freundinnen, liebe Freunde,
wann hat man schon mal das Vergnügen, ein hochkomplexes Infrastrukturprojekt vorantreiben zu können, das bereits über ein halbes Jahrhundert lang diskutiert wird? Mit dem Beschluss der Vorzugsvariante für die U4-Verlängerung von der Bockenheimer Warte nach Ginnheim, den die Frankfurter Stadtverordneten vor einer Woche getroffen haben, haben wir einen bedeutenden Meilenstein in diesem Infrastrukturausbauprojekt erreicht. Nun kann die konkrete Planung beginnen.
Mit dem Ausbau wird eine Lücke im bestehenden Stadtbahnnetz geschlossen. Ziel ist es, eine U-Bahnverbindung zu schaffen, die die nördlichen Stadtteile besser mit der Innenstadt verbindet, die A-Strecke entlastet und die bei Störungen für mehr Flexibilität im Frankfurter U-Bahn-Netz sorgt. Und: Die jetzt beschlossene Variante bindet den Uni-Campus Westend an, was die Studierenden schon jetzt freut.
Für uns im Mobilitätsdezernat ist das ein Grund zum Feiern – denn der Ausbau der meistgenutzten U-Bahn-Linie Frankfurts ist zentral für die lokale Mobilitätswende und den Umstieg vom PKW auf den Umweltverbund. Zentral für einen Verkehr, der trotz zunehmender Einwohner- und Pendlerzahlen in Frankfurt auch in Zukunft zuverlässig fließt. Zentral für gute Luft in der Stadt und dafür, dass wir unsere ambitionierten Klimaziele auch wirklich erreichen.
Erwähnenswert ist unser Vorgehen, ein Novum bei der Stadt Frankfurt. Wir haben die sinnvollsten Streckenführungen im engen Austausch mit externen Fachleuten, städtischen Gesellschaften und Ämtern, den Ortsbeiräten, Ausschüssen und Bürger:innen abgeklopft und eine richtig gute Lösung gefunden. Dabei haben wir uns von ganz unterschiedlichen Nachhaltigkeitskriterien leiten lassen, denn Nachhaltigkeit ist mehr als Ökologie. Deshalb haben wir neben dieser auch die Aspekte „Ökonomie“, „Soziokultur“, „Städtebau und Standort“ sowie „Prozesse“ in allen untersuchten Streckenvarianten miteinander verglichen und bewertet. Klar ist: Ein zeitgemäßes Infrastrukturbauvorhaben muss den Bedarf für die Gegenwart decken, ohne die heutigen und die zukünftigen Generationen negativ zu beeinflussen. Dafür haben wir gemeinsam mit den Stadtverordneten im U4-Verlängerungsprojekt eine hervorragende Grundlage geschaffen.
Alles über das Projekt erfahrt Ihr hier und hier ein Bericht aus der Tagesschau mit kleiner historischer Rückschau.
Euer
Wolfgang
Sichere Geburt in Frankfurt
Liebe Freund:innen,
wenn eine schwangere Frau weder eine Krankenversicherung noch ausreichend Geld hat, kann sie in Deutschland ihr Kind nicht sicher und geplant stationär zur Welt bringen. Denn nur in einem medizinisch lebensbedrohlichen Notfall besteht hierzulande für Mediziner:innen die Pflicht, unabhängig vom Krankenversicherungsstatus zu behandeln. Das halte ich für falsch. Denn gerade schwangere Frauen und Neugeborene brauchen doch den Schutz unserer Gesellschaft. Daher habe ich gemeinsam mit den Koalitionsfraktionen jetzt dafür gesorgt, dass in Frankfurt künftig Frauen ohne Krankenversicherung bei der Geburt die gleichen Leistungen erhalten wie gesetzlich versicherte Frauen. Damit haben wir die Gesundheitsversorgung für werdende Mütter ganz unkompliziert aber wesentlich verbessert.
Wie ich das gemacht habe? Das lest ihr hier.
Eure Elke
Auch unser Sport – SAVE THE DATE
Veranstaltung der GRÜNEN im Römer
Sport und Bewegung kann stärken, ermutigen, selbstbewusst und unabhängig machen – doch nicht jedes Mädchen und jede Frau findet den Zugang zum Sport, ob im Verein, auf Bolzplätzen oder schon im Schulsport. Die Gründe sind vielfältig, von fehlenden Vorbildern, Ausschlussmechanismen, Angst vor Diskriminierung und Stigmatisierung oder einfach fehlende Unterstützung. Insbesondere Mädchen und Frauen die geflüchtet sind oder deren Elternteile andere kulturelle und/oder religiöse Hintergründe haben, sind im Sport wenig sichtbar.
Wie wir Mädchen im Sport unterstützen und stärken können und wie wir Vereine gewinnen können sich mehr zu öffnen, diskutieren wir am 28. März mit engagierten Sportlerinnen oder beruflich im Sportkontext aktiven Frauen. Wir sprechen über ihre Erfahrungen, Projekte und Visionen für einen gleichberechtigten Sport auf allen Ebenen.
Dazu kommen best practice Projekte aus der Stadtpolitik und Ideen, was noch verbessert werden kann, für eine gleichberechtigte Sportlandschaft im Breiten und Spitzensport von unserer sportpolitischen Sprecherin Natascha Kauder.
Freitag 28. März, 17:30 – 19.30 Uhr
FSV Stadion
Auf dem Podium:
- Louise Hansen, langjährige Spielerin beim FFC Frankfurt, dänische Nationalspielerin und Initiatorin von GRLS WNTD SOCCER
- Lucia Gosebrink, ehemalige Turnerin, PTSV- Jahn Freiburg, ehrenamtliche Trainerin und heute beruflich als Sportethikerin bei Proprojekt tätig
- Malin Stavenow, Eintracht Frankfurt, Leichtathletin mit Schwerpunkt Weitsprung und 100 Meter Sprint, 2024 mit einer sehr starken nationalen und internationalen Saison, aktuell Bronze bei den Deutschen Meisterschaften
- Olga Süss, Vorstand „Artemis Sport Frankfurt e.V.“ zu Sport, Kultur und Gesundheitsangebote für Frauen und die Notwenigkeit von Safe Space für Frauen
- Lea Adam, Koordinatorinnen Sportangebote bei infrau e.V., zu Schwimmtraining und Radfahren neben oder unabhängig von Integrationskursen, leichter Deutsch lernen mit Sport und Bewegung
- Moderation: Kim Greene, ehemalige Siebenkämpferin (US Rekordhalterin, All American) und 17 fache Deutsche Meisterin im Inline – Speedskating, heute Sängerin und Sprecherin
Im Publikum warten weitere Überraschungsgäste aus der vielfältigen Sportlandschaft in Frankfurt.
Desaströse Zustände im Wirtschaftsministerium kommen im Untersuchungsausschuss zur Sprache
In der jüngsten Sitzung des Untersuchungsausschusses zur Entlassungsaffäre Mansoori hatdie ehemalige Staatssekretärin Lamia Messari-Becker als Zeugin ausgesagt. Alle gegen sie gerichteten Vorwürfe wies sie entschieden zurück. Zudem habe sie zu keinem Zeitpunkt ihre Position als Staatssekretärin ausgenutzt. In einem Gespräch in der Schule ihrer Tochter sei es darum gegangen, die Abitur-Bewertung in einer mündlichen Prüfung zu verstehen. Dies sei im Rahmen des Schulrechts ein ganz normales Verfahren, das ihr als Hochschullehrerin sehr geläufig sei. Sie habe bei diesem Gespräch ausdrücklich gesagt, dass es ihr und ihrer Tochter nicht darum gehe, die Note zu verändern.
Offensichtlich wollte sich Wirtschaftsminister Mansoori mit der renommierten Wissenschaftlerin einen Orden an die Brust heften, als er die ehemalige Staatsekretärin nach Wiesbaden holte. Er merkte aber schnell, dass er eine selbstbewusste und sperrige Frau in sein Ministerium geholt hatte, sodass die Freude darüber bald verflog.
Wir GRÜNEN sind entsetzt über das desaströse Bild der Führungsebene im hessischen Wirtschaftsministerium unter Minister Mansoori, das die Zeugin zeichnete: Zuständigkeiten zwischen den Staatssekretären seien nicht klar geregelt gewesen, Prozesse verschleppt worden, Abstimmungen hätten unzureichend stattgefunden, Personalzusagen seien nicht eingehalten worden und die Ausdrucksweise gegenüber den Mitarbeitenden sei grenzwertig „und als Frau schwer auszuhalten“ gewesen. Schon im Mai 2024 habe sie bei der Förderung des sozialen Wohnungsbaus große Probleme auf das Ministerium zukommen gesehen.
Die ehemalige Staatssekretärin berichtete im Ausschuss, Minister Mansoori habe sie explizit unter Druck gesetzt, in die SPD einzutreten. Vor der Einstellung als Staatssekretärin habe er lediglich den Wunsch geäußert, dass sie in die Partei eintrete – später habe er ihr jedoch gedroht, dass sie ihren Job verlieren könne, wenn sie nicht eintrete.
Ihre Entlassung betreffend habe es zu keinem Zeitpunkt ein klärendes Gespräch gegeben, in der sie zu den Vorwürfen gegen sie Stellung nehmen konnte. Auch habe Minister Mansoorivorher nie seine Unzufriedenheit mit ihrer Arbeit geäußert. Nach ihrer Entlassung seien in ihrem Umfeld seitens des Wirtschaftsministeriums auf unterschiedlichen Ebenen Nachforschungen angestellt worden. Offenbar wurden nachträglich Gründe für die Entlassung Messari-Beckers gesammelt und konstruiert. Wir GRÜNEN sind überzeugt: Ein Minister, der sein Haus damit beschäftigt, statt sich den vielen Herausforderungen in Wirtschaft, Wohnen und Verkehr zu widmen, ist seinem Amt nicht gewachsen.
Mehr zum Thema findet Ihr hier.
Die nächsten Stadtteilgruppentreffen
Wir haben 16 Stadtteilgruppen, die eigenständig organisiert sind und maßgeblich beim Wahlkampf durch Organisation von Ständen und Haustürwahlkampf unterstützen. Lernt Grüne in euren Stadtteilen kennen und seht, wie ihr euch engagieren könnt:
STG 2: 12.3., 19:30 Uhr, Restaurant Lilium, Leipziger Str. 4, separater Raum im Untergeschoß
STG 4: 29.4., 20 Uhr, Treffpunkt wird noch bekannt gegeben
STG 5: 10.3., 19:30 Uhr, Haus der Jugend, Kleiner Saal, Deutschherrnufer 12 (Vorträge: Cary Drud "Was macht der Ortsverein", Ingo Sturm "Wohnen & Bauen in Frankfurt")
STG 6: TBA
STG 7: TBA
STG 8: TBA
STG 9: 10.3., 19:30 Uhr, Treffpunkt wird noch bekannt gegeben
STG 10: TBA
STG 11: TBA
STG 12: 21.3., 19:30 Uhr, Altes Rathaus Kalbach
STG 13: TBA
STG 14: 10.3., 20 Uhr, Vereinsheim der Motorradfreunde Harheim im Grundweg
STG 15: TBA
STG 16: 13.3., Treffpunkt und Uhrzeit werden noch bekannt gegeben